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Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ)

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Forschung

Nachhaltige Entwicklung – lokal, finanzierbar, innovativ

Freitag, 12. Mai 2000 – Münsingen, Schlossgut

Programm

SIE sind ...

  • Mitglied einer Gemeinde-, Stadt oder Kantonsverwaltung und ...
  • zuständig für Energie, Abfall, Wasser/Abwasser, Verkehr
  • Umweltbeauftragte/r, Beauftragte/r für die LA-21
  • Mitglied eines Gemeinde-/Kantonsparlaments oder eines Gemeinderates
  • in einem Umwelt-/Beratungsbüro tätig

SIE interessieren sich für ...

  • innovative Instrumente, die Menschen zu nachhaltigem Handeln bewegen
  • Umsetzung und Wirksamkeit von verschiedenen Instrumenten im Vergleich
  • gute Kombinationen alter und neuer Instrumente

WIR möchten ...

  • Ihnen Ergebnisse aus unseren Forschungsarbeiten vorstellen, die Ihnen für Ihr berufliches Handeln nützlich sein können
  • mit Ihnen darüber diskutieren, welche Möglichkeiten Gemeinden haben, Veränderungen Richtung Nachhaltigkeit in die Wege zu leiten

Begrüssung
09:15 Siderato – unser magischer Begleiter durch den Tag
Daniel Weissmüller, Gemeindepräsident von Münsingen
Ruth Kaufmann-Hayoz, Leiterin des IP Strategien und Instrumente

Was wir herausgefunden haben ...
09:45 Neue Erkenntnisse zu Wirksamkeit und Vollzug von Instrumenten - drei Fallstudien
Abwasser entsorgen. Richtige Preise im Dienste ökologischer und ökonomischer Ziele
André Müller, Ecoplan
Freiwillig Tempo 30. Was mit kommunikativen Massnahmen erreichbar ist
Hans-Joachim Mosler, Psychologisches Institut der Universität Zürich
Netzwerke managen. Wie Umweltpolitik wirksam vollzogen werden kann
Christoph Bättig, Interface
11:00 Siderato – ein magisches Intermezzo
11:30 Welches Instrument ist am wirksamsten?
Ein Rollenspiel mit:
Ueli Friederich, Advokaturbüro Arn und Friederich
Myriam Garbely, CUEPE der Universität Genf
Heinz Gutscher, Psychologisches Institut der Universität Zürich
Maya Jegen, Département de science politique der Universität Genf
Ruth Kaufmann-Hayoz, IKAÖ der Universität Bern
Martin Niederberger, Sachbearbeiter Umwelt, Bauverwaltung Münsingen
Nicole North, Infras

Mittagessen und Besichtigung der Poster
12:20 Jedes Teilprojekt des IP Strategien und Instrumente stellt seine Ergebnisse auf einem Poster vor

... und was die Praxis dazu meint
14:30 Siderato – ein magisches Dessert
14:45 Welche Instrumente für eine nachhaltige Entwicklung setzen wir ein? Welche Möglichkeiten haben wir, neue Instrumente einzusetzen?
Plenumsdiskussion. Moderation: Tonino Zellweger, LBL
Die Plenumsdiskussion wird eingeleitet durch...
  ... Kurzreferate von:
Beat Giauque, Gemeindepräsident von Ittigen
Thomas Ilg, Leiter Zentrale Dienste, Amt für Umweltschutz und Energie des Kantons Basellandschaft
Dieter Bürgi, Geschäftsführer der Schweizerischen Gesellschaft für Umweltschutz
  ... und die Dia-Schau "Der Handlungsspielraum einer Gemeinde – konkrete Beispiele aus Münsingen" von
Ueli Dubs, Vizepräsident des Gemeinderates von Münsingen

Schlussworte
16:45 Helmut Weidner, Wissenschaftszentrum Berlin, Mitglied der Expertengruppe des SPP Umwelt
Ruth Kaufmann-Hayoz, Leiterin des IP Strategien und Instrumente

Apéro
17:00 Den Apéro eröffnet Rudolf Häberli, Programmleiter des SPP Umwelt

Unseren Anlass haben unterstützt:

Die Gemeinde Münsingen
Das Schwerpunktprogramm Umwelt des Schweizerischen Nationalfonds
Der Schweizerische Städteverband
Der Schweizerische Gemeindeverband
Der Verband Bernischer Gemeinden
Der Schweizerische Verband der Bürgergemeinden und Korporationen
Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (Sektion Schweiz)
Der Schweizerische Verband der Umweltfachleute
Die Schweizerische Gesellschaft für Umweltschutz

Bericht - Ergebnisse aus der Forschung für die Praxis

Das Integrierte Projekt "Strategien und Instrumente" diskutierte am 12. Mai in Münsingen mit einem breiten Publikum aus der Praxis seine Ergebnisse.

Am Abschlussanlass vom 12. Mai stellten wir die Ergebnisse der dreijährigen Forschungsarbeit des IP in Zusammenarbeit mit der Kerngemeinde Münsingen vor und diskutierten sie mit Politikern und mit Vertreterinnen von Gemeinden, kantonalen Stellen, Zweckverbänden. Durch die Tagung mit Referaten, einem Rollenspiel, Postermarkt und Plenumsdiskussion begleitete der Magier "Siderato" und trug zu einem gelungenen Wechsel zwischen Ergebnispräsentation, Diskussion und 'Verdauungsphasen' bei.

Die Forschungsergebnisse ... in einem Satz

Den Einstieg in die Tagung boten elf Sätze: die Posterwand mit "1-Satz-Postern" verschaffte den über hundert Teilnehmenden am Morgen einen Überblick über die Forschungsergebnisse. Zusätzlich zu den ausführlicheren Ergebnis-Postern des Postermarktes hat jedes der neun Teilprojekte seine Ergebnisse und Schlussfolgerungen in einem Satz auf den Punkt gebracht: "Viele Menschen zu freiwilligem Handeln zu bewegen, ist nötig, möglich und effektvoll" lautet etwa die Hauptaussage des TPs unter der Leitung von Heinz Gutscher. Den Zusammenhang zwischen der Verbesserung der Lebensqualität und der Motivation zu nachhaltigem Handeln setzt das von Ruth Kaufmann-Hayoz betreute TP ins Zentrum: "Die Verbesserung der Lebensqualität ist der "Motivations-Motor" einer nachhaltigen Entwicklung in der Gemeinde". Das '1-Satz-Ergebnis' für das IP insgesamt betont vor allem die Bedeutung der innovativen Kombination von Instrumenten zur Förderung des nachhaltigen Handelns: "Gemeinden können die Menschen zu einem nachhaltigen Handeln bewegen, indem sie vielfältige Instrumente innovativ kombinieren."

"Frau Stutz-Moneta", "Herr Buess" oder "Frau Abmacher"?

Bei Strategiebildungen zentral ist die Auswahl und Zusammenstellung von Instrumenten. Die im Rahmen der Synthesearbeit erstellte Instrumenten-Typologie soll hier Entscheidungsgrundlage und -hilfe sein. Die Ergebnisse der Synthesearbeit wurden dem Publikum mit einem Rollenspiel präsentiert. Bei einer Anhörung diskutierten Mitglieder der Gemeinde "Streitigen" mit fünf Beraterinnen und Beratern, welches Instrument denn nun das wirksamste sei: "Frau Stutz-Moneta" forderte marktwirtschaftliche Instrumente, "Herr Buess" trat für eine Verhaltenssteuerung via Gebote und Verbote ein, "Frau Baumeister" machte sich für Service- und Infrastrukturinstrumente stark, "Frau Abmacher" wollte ausschliesslich Vereinbarungen, während "Herr Sprecher" auf Kommunikationsinstrumente setzte. Die Damen und Herren vertraten ihre Positionen kompromisslos und diskutierten heftig. Doch weder "Frau Abmacher" noch "Frau Stutz-Moneta" oder einer der anderen Berater vermochte die Gemeinde Streitigen restlos zu überzeugen. Die Beraterinnen und Berater einigten sich schliesslich darauf, dass jedes Instrument seine Berechtigung habe und dass dementsprechend die Damen und Herren "Stutz-Moneta" und "Buess", "Abmacher", "Sprecher" und "Baumeister" eine gemeinsame Strategie verfolgen sollten.

Der 'Instrumentenmix' durch 'Zaubertrix' ...?

Eine der Schlussfolgerungen aus der Forschung und den Erfahrungen der Praxis ist, dass jedes Instrument seine Vor- und Nachteile hat und es deshalb nicht sinnvoll ist, die verschiedenen Instrumente für eine nachhaltige Entwicklung gegeneinander auszuspielen. Vielmehr verstärken sich diese gegenseitig in bezug auf Wirksamkeit und Akzeptanz, aber nur dann, wenn sie sinnvoll kombiniert werden. Welcher Instrumentenmix nun am wirksamsten ist, lässt sich nicht verallgemeinern - da halfen auch die bezaubernden Tricks und magischen Einlagen von "Siderato" nicht weiter. Die Kombination der Instrumente muss sich am jeweiligen zu lösenden Problem und an der speziellen Situation einer Gemeinde orientieren und auch die Frage berücksichtigen, wessen Handeln verändert werden soll.

Öffnung führt zu Innovation

Dass man sich bei der Wahl der Instrumentenkombination am zu lösenden Problem orientieren muss, betonten auch die Referenten aus der Praxis: ein Vertreter der Politik (Beat Giauque, Gemeindepräsident Ittigen), der Verwaltung (Thomas Ilg, Amt für Umweltschutz und Energie des Kantons Basellandschaft) und einer Umweltorganisation (Dieter Bürgi, Geschäftsführer der SGU) legten dar, welche Instrumente sie in ihrem beruflichen Alltag einsetzen und welchen Handlungsspielraum sie haben, um innovativ Instrumente zu kombinieren. Anhand von Beispielen umgesetzter Projekte und Aktionen in Münsingen zeigte Ueli Dubs, der Vizepräsident des Münsinger Gemeinderates, welche Möglichkeiten eine Gemeinde hat, um innovative Massnahmen zu ergreifen. In der anschliessenden Plenumsdiskussion wurden insbesondere Fragen zu innovativem Vorgehen von Gemeinden und zur Rolle von Forschung und Wissenschaft diskutiert. Dabei wurden die folgenden Punkte festgehalten:

  • "Lebensqualität steigern" kann für die Bevölkerung die Motivation sein, in ihrer Gemeinde etwas zu verändern. Eine Gemeinde sollte offen sein für innovative Instrumente und Projekte und die Anliegen ihrer Bevölkerung, damit sich das Innovationspotential entfalten kann.
  • Forschung kann nicht neue Projekte in Gemeinden anstossen, sie kann diese jedoch begleiten und deren Optimierung unterstützen. Der Wille und der erste Schritt, Massnahmen auszuwählen, einzuleiten, zu kombinieren und umzusetzen muss von der Gemeinde kommen. Die Forschung kann Gemeinden geeignete Forschungspartner vermitteln, Grundlagen für Entscheide zur Verfügung stellen, Planungs- und Umsetzungsphasen begleiten und die Realisierung evaluieren. Aus der Sicht der Tagungsteilnehmer sind diese Angebote der Wissenschaft nicht genügend bekannt.

Die Praxis stellt Fragen - die Wissenschaft kann Antworten aufzeigen

Die Forschungsergebnisse des IP "Strategien und Instrumente" haben ihren Weg in die Praxis gefunden. Doch dass dieser Transfer von Erkenntnissen der Wissenschaft in die Praxis überhaupt stattfinden konnte, beruht auf einer stetigen Auseinandersetzung zwischen Praxis und Wissenschaft. Ohne die Arbeitsbeziehungen, die zwischen Wissenschafterinnen und Experten aus der Praxis bestehen und ohne die Durchführung von Teilprojekten in den Kerngemeinden Münsingen und Ittigen, hätten die im IP erzielten Ergebnisse nicht erreicht werden können - dies die Ansicht des Leiters eines Teilprojekts. Dass der Diskurs zwischen Wissenschaft und Praxis bei der Problemlösung ein gangbarer und erfolgversprechender Weg ist, zeigt das positive Fazit der Mitglieder der Expertengruppe: diese Art der Forschung, in der Wissenschaft und Praxis zusammenkommen und in der Forschungsergebnisse mit einem breiten Publikum aus der Praxis diskutiert werden, sollte weitergeführt werden. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist sowohl bei der Wissenschaft als auch bei der Praxis da - im Rahmen des Projektes "pLAnet 21" (Netzwerk für eine nachhaltige Entwicklung in Gemeinden) werden wir Dialog und Zusammenarbeit weiterhin suchen und fördern.

Antonietta Di Giulio und Sarah Pfister


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