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Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ)

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Publikationen

Schriftenreihe "Studentische Arbeiten an der IKAÖ"

Nr. 17 - Gemeinwerk und gemeinschaftliches Arbeiten im Landschaftsschutz

Thomas Gedeon, Susanna Janett, Pascal Käser, Dorothea Loosli-Amstutz, Peter Schär
Mai 2000


In der neueren Forschung wurde dem Gemeinwerk ein grosses Potenzial im Landschaftsschutz zugeschrieben. Durch die Ausscheidung ökologischer Ausgleichsflächen oder Renaturierung von verschwundenen Gräben und Bachläufen werden regelmässige Unterhalts- und Pflegearbeiten anfallen. Die Gemeinden haben somit grössere Arbeitsbereiche als auch zunehmend finanzielle Belastungen zu bewältigen. In Gemeinden wie Walperswil wird sogar Landschaftsschutz aktiv durch das Gemeinwerk ausgeführt. In der vorliegenden Arbeit haben wir untersucht, ob das in der Gemeinde Vinelz 1996 wiedereingeführte Gemeinwerk ähnliche Arbeiten im Landschaftsschutz übernehmen könnte. Es stellte sich schnell heraus, dass von Gemeinwerkarbeit in Vinelz gar nicht gesprochen werden kann, denn das Gemeinwerk existiert nur 'auf dem Papier' (d.h. als Reglement) und hat einzig die Funktion einer zusätzlichen Abgabe an die Gemeinde, mit der auch die FerienhausbesitzerInnen erfasst werden können. Das Gemeinwerk ist heute nicht in der Lage, Aufgaben im Landschaftsschutz zu übernehmen. Hier waren und sind weiterhin andere AkteurInnen aktiv: die Gemeinde Vinelz (via Gemeinwerk, Zivilschutz, Gemeindearbeiter), die ansässigen Landwirte, der Verein Bielerseeschutz (VBS) sowie der Verkehrs- und Verschönerungsverein Vinelz (VVVV). Der VBS errichtete unter anderem ein Biotop und der VVVV führt alljährlich eine 'Strandputzete' durch. Die Gemeinde selbst hilft via Zivilschutz (Bachpflege, etc.) und via Gemeindearbeiter (Waldpflege, etc.). Mit den ökologischen Ausgleichsflächen werden auch die Landwirte zu Akteuren in der Landschaftspflege. Um in nächster Zeit anstehende Projekte im Landschaftsschutz kostengünstig realisieren zu können, wünscht sich die Gemeinde die Mitarbeit der EinwohnerInnen. Unsere Interviews haben gezeigt, dass in der Bevölkerung, die Natur und die Landschaft wieder vermehrt wahrgenommen werden und dass auch der Landschaftsschutz selbst als etwas wünschenswertes empfunden wird. Es hat sich aber auch herausgestellt, dass ein wertvolles Projekt wie das Biotop kaum wahrgenommen wird. Es ist uns aber mit unserer Gesprächsgruppe gelungen, die Sensibilisierung auf Natur und Umwelt und deren Probleme zu fördern. Es stellt sich für die Gemeinde nun die Frage, wie die Mitarbeit der Leute am Landschaftsschutz organisiert werden kann. Das Gemeinwerk böte das Potenzial dazu, aber die Gemeindebehörden stellen sich strikt gegen eine Wiederbelebung des Gemeinwerks in der Praxis. Durch die gemeinwerkslose Zeit zwischen 1947 und 1996 ging auch die gemeinsame Erinnerung an das Gemeinwerk verloren, es besteht in Vinelz keine Tradition mehr, etwas im Gemeinwerk zu leisten. Zudem werden mit dem Gemeinwerk nur die GrundeigentümerInnen erfasst, allen anderen würde diese Gelegenheit nicht geboten. Der Zivilschutz hat zwar bisher einige wichtige Aufgaben im Landschaftsschutz übernommen. Seine Zukunft ist aber nicht gesichert und weitere solche Übungen sind unsicher. Es ist auch nicht die Hauptaufgabe des Zivilschutzes, im Landschaftsschutz tätig zu sein. Von Seiten der Vereine ist ein weitergehendes Engagement nicht unbedingt zu erwarten. Der VVVV hat nicht die finanziellen und personellen Ressourcen, um sich zusätzlich im Landschaftsschutz zu betätigen. Die Zukunft des Arbeitswerks, mit dem der VBS seine Aktivitäten durchführt, ist ebenfalls unsicher. Die bisher praktizierten Vorgehensweisen ermöglichen nur begrenzt gemeinschaftliches Mitarbeiten der EinwohnerInnen im Landschaftsschutz, so dass in Zukunft ein neues Gefäss dafür gesucht werden muss. Nur mit einer Form gemeinschaftlichen Arbeitens unter Einbezug aller EinwohnerInnen wäre es möglich, diese Vorgaben zu erfüllen. Diejenigen die wollen, könnten mitmachen, die anderen hätten eine Abgabe zu leisten. Eine solche Form brächte den Vorteil, dass einerseits der Zusammenhalt innerhalb des Dorfes gefördert und andererseits Arbeiten in Vinelz von VinelzerInnen durchgeführt würden, was die Sensibilisierung auf die lokale Umgebung weiter steigert. Nicht zuletzt könnten natürlich die Projekte im Landschaftsschutz kostengünstiger realisiert werden.


Diese Arbeit kann über den Buchhandel oder bei der Bibliothek Nachhaltige Entwicklung bestellt werden.

Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) der Universität Bern (1988-2013)
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