Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
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Energie-Effizienz – Kurskorrektur oder Alibiübung?
Prof. Wolfgang Lienemann
Universität Bern, Departement Evangelische Theologie
Zusammenfassung:
Unter Energie-Effizienz verstehe ich die Relation zwischen Aufwand und Nutzen bei der Gewinnung/Erzeugung und Umwandlung von Nutzenergie. Die Forderung, Energie effizient zu nutzen, ist heute im Grundsatz und bei praktisch allen relevanten Gruppen unbestritten. Energie-Effizienz ist ein allgemein anerkanntes energiepolitisches Ziel. Es kann grundsätzlich mit gesetzlichen Regelungen und wirtschaftlichen Anreizen verfolgt werden. Unerlässlich sind überdies entsprechende ethische Einstellungen und dadurch bestimmte Verhaltensweisen. Insbesondere in der jüngeren Generation kann man eine hohe umweltethische Sensibilität beobachten.
Allerdings schließt Energie-Effizienz keineswegs automatisch einen weiteren Anstieg des Energieverbrauchs und der damit unvermeidlich verbundenen Schadensfolgen aus. Isolierte oder kleinräumige Maßnahmen effizienter Energienutzung stehen oft neben neuen Formen der Energieverschwendung. Wer mit dem schweren Geländewagen die getrennten Wertstoffe beim Ökohof abliefert, mag sein Gewissen beruhigen, trägt aber im Gesamtergebnis nichts zur Energie-Effizienz bei. Energie-Effizienz, die diesen Titel verdient, ist ein Mehrebenen-Komplex-Programm, bei dem internationale verbindliche Regelungen, nationale, regionale und lokale Maßnahmen komplementär ineinander greifen müssen und bei dem insgesamt, langfristig und kontinuierlich der Verbrauch nicht erneuerbarer Primärenergieträger nicht nur planfondiert, sondern gesenkt werden muss.