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Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ)

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Veranstaltungen

Technische und soziale Innovationen für Nachhaltigkeit im Konsum: Jekami ist nicht genug

Prof. Mag. Dr. Josef Hochgerner
Zentrum für Soziale Innovation, Wien

„Shoppen“ gilt vielfach als Tätigkeit, die zu einem „Erlebnis“ stilisiert wird. Daneben gedeihen Konsumsucht und Armut, verrotten Konsumgüter einschließlich von Nahrungsmitteln in einem Ausmaß, dass es scheinbar nur gezielter Verteilung bedürfte um die Bedürftigen am Konsum der Wohlhabenden teilhaben zu lassen. „Tafeln“, „Kost-nix-Läden“, „Sozialmärkte“ etc. entstehen und stellen etwas dar, das Alternativen aufzeigt: Soziale Innovationen in einem Lebensbereich, der bisher besonders durch technische Innovationen so verändert wurde, dass die Konsumwelt von heute mit der Welt von gestern, als sie noch keine Konsumwelt war, gar nicht mehr vergleichbar scheint. Dieses „gestern“ liegt bloß eine, höchstens zwei Generationen zurück.

Bio-Produkte und Bio-Läden, vereinzelt Bio-Supermärkte, gelten ebenfalls als innovativ – aber auch in dieser Hinsicht bedeutet Innovation primär, neue Produktions- und Absatzmethoden zu entwickeln und damit Märkte zu erobern oder, sanfter, zu erschließen. Zugleich halten immer mehr Firmen sehr viel davon, durch „user-driven innovation“, „open innovation“ oder „crowd-sourcing“ die Intelligenz von KonsumentInnen zu nutzen, um neue und besser verkaufbare Produkte zu schaffen.

All diese Verfahren – auf die Spitze getrieben in der euphemistischen Formel „Jekami“ – sind in der Lage, vermehrt und schneller als zuvor konventionelle Innovationen hervor zu bringen: Es geht um Produkte, Verfahren, Organisationsänderungen und Marketingmaßnahmen im Unternehmenssektor. Das Versprechen, damit etwas zu Nachhaltigkeit beizutragen, kann dabei in vielen Fällen durchaus eingelöst werden. Aber die großen Frage sind: Wo bleiben Innovationen im Prozess des Konsums, im Sinn von Gebrauch und Verbrauch (von Konsumgütern und damit verbundenen Dienstleistungen)? Welche sozialen Innovationen verändern Konsumverhalten so, dass nachhaltige Entwicklung gefördert und soziale Teilhabe von Menschen am Rand der überbordenden Konsumgesellschaft erweitert wird?

Im Vortrag werden dazu die Konzepte von „technisch-wirtschaftlichen“ und von „sozialen Innovationen“ analysiert, anhand von Beispielen erläutert, und Grundzüge eines umfassend integrierenden Innovationsparadigmas präsentiert. Abschließend wird ein gesellschaftlicher Lernzyklus von Werten über Wahrnehmungen bis zu sozialem Handeln und zurück zur kulturellen Basis zur Diskussion gestellt.

Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) der Universität Bern (1988-2013)
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