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Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ)

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Veranstaltungen

Grundzüge der europäischen Konsumgeschichte
(18.-20. Jh.)

PD Dr. Manuel Schramm
Technische Universität Chemnitz, Institut für Europäische Geschichte

Der Vortrag schildert die wesentlichen Etappen der Herausbildung der modernen Massenkonsumgesellschaft in Europa seit der Frühen Neuzeit. Es handelt sich dabei um einen komplexen und nicht immer geradlinigen Prozess. Viele Fragen werden auch in der historischen Forschung kontrovers diskutiert, z. B. diejenige der Periodisierung. Einige Elemente der heutigen Konsumgesellschaft sind sehr alt (z. B. Mode), andere relativ jung (z. B. Massenmotorisierung). Der zugrunde gelegte Konsumbegriff ist recht weit, er umfasst nicht nur das Kaufen und Verkaufen, sondern auch das Besitzen und Gebrauchen von Gütern und Dienstleistungen einschließlich der damit verbundenen Diskurse (Werbung) und Rituale (Ausstellungen, Messen, Feste etc.). Die Konsumgesellschaft, in der Kaufkonsum vorherrscht, der Konsum eine weitgehende Freiheit erlangt und eine permanente Versorgung gesichert ist, entsteht im Laufe der Frühen Neuzeit, insbesondere in der englischen „Konsumrevolution“ des 18. Jahrhunderts. Sie hat ihre Wurzeln im Konsum der adligen Eliten und der städtischen Mittelschichten. Inwieweit auch die Unterschichten an ihr teilhatten, ist eine kontrovers diskutierte Frage.

Im 19. Jahrhundert wird zunehmend der bürgerliche Konsum zum gesellschaftlichen Vorbild, während die Arbeiterhaushalte noch lange Zeit den Mangel verwalten müssen. Erst mit der „Einzelhandelsrevolution“ des späten 19. Jahrhunderts gewinnt der Konsum eine neue Dynamik, die sich in der Ausweitung der Werbung und dem Aufkommen von Markenartikeln bemerkbar macht. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bringt mit den beiden Weltkriegen und der Weltwirtschaftskrise nicht nur neue Einschränkungen, sondern mit der Rationierung eine insgesamt eher unpopuläre Form des Konsums hervor. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzt sich dann auch in Westeuropa der moderne Massenkonsum durch. Gekennzeichnet ist er z. B. durch Massenmotorisierung, Einführung von Supermärkten und Technisierung der Haushalte – allesamt Prozesse, die zu tiefgreifenden Veränderungen der Lebensweise führen. Vorreiter sind hierbei die USA, aber die europäischen Konsumgesellschaften behalten auch eigenständige Merkmale bei.

Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) der Universität Bern (1988-2013)
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