IKAÖ - Öffentliche Vortragsreihe 2004

Die Rolle grüner Strommärkte für die Förderung erneuerbarer Energien. Die Koppelung von Innovation und Diffusion.

Bernhard Truffer, Jochen Markard
CIRUS/EAWAG

Abstract

Die Umsetzung von Liberalisierungs- und Deregulierungskonzepten in den Versorgungssektoren führt zu einer massgeblichen Neuausrichtung des Handelns der Unternehmen. Neben einer verstärkten Kosten- und Effizienzorientierung werden diese einem erhöhten Druck ausgesetzt, sich gegenüber den Kunden zu differenzieren und attraktive Produkte zu entwickeln und anzubieten. Im Stromsektor zeigte sich schon früh, dass sich die Umwelteigenschaften der Stromerzeugung für eine Differenzierung am Markt gut eignen. Deshalb wurden schon Anfang der 90er Jahre in den USA und Europa „grüne Stromprodukte“ entwickelt und angeboten. In der Schweiz führen mittlerweile mehr als 100 Stromversorger grünen Strom in ihrem Angebot. Angebotsseitig kann man die Diffusion dieses neuen Produkttyps also als erfolgreich bezeichnen.
Wie ist aber die langfristige Wirkung und Bedeutung dieser Angebote einzuschätzen? Wird das freie Spiel der Marktkräfte bald staatliche Förderprogramme für erneuerbare Energien überflüssig machen, da sich die Kunden direkt für den optimalen Mix an umweltfreundlichen Energien entscheiden können? Oder handelt es sich nicht viel mehr um marginale Nischenprodukte für ein paar Überzeugungstäter? Um diese Fragen zu beantworten, muss die jüngere Dynamik dieser Märkte im breiteren Kontext der Entwicklung und Diffusion von Innovationen im Elektrizitätssektor diskutiert werden. Es wird aufgezeigt, wie sich die Innovationstätigkeit der Versorgungsunternehmen verändert hat und welche Schwierigkeiten in der Ansprache der Kunden zu meistern sind. Schliesslich wird abgeschätzt, welchen Beitrag die Grünen Strommärkte zur Förderung der Diffusion von erneuerbaren Energien beitragen können verglichen mit staatlichen Förderinstrumenten.

 

 


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