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Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ)

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Veranstaltungen

Forum - Öffentliche Vortragsreihe 2005

Pflanzen mit Steroid-Hormonen und Phytoestrogene

Prof. Kurt Hostettmann
Laboratoire de Pharmacognosie et Phytochimie, Section des Sciences Pharmaceutiques, Université de Genève

Im menschlichen Körper werden verschiedene Steroid-Hormone gebildet. In den Sexualorganen sind es z.B. Progesteron, Oestron oder Testosteron und in den Nebennieren Cortico-Steroide. Sexualhormone kommen aber auch in verschiedene Pflanzen vor. Mit der täglichen Einnahme von Lebensmitteln bringen wir unserem Körper Hormone zu. Weibliche Sexualhormone kommen vor in Bohnen (Phaseolus vulgaris L., Fabaceae), in Pflaumen (Prunus domestica L., Rosaceae), im Mais (Zea mays L., Poaceae), im Reis (Oryza sativa L., Graminae), im Weizen (Triticum aestivum L., Poaceae) und noch in anderen Pflanzen. Die enthaltene Mengen sind klein und der direkte Einfluss auf die Umwelt ist noch nicht bekannt. Der Granatapfel (Punica granatum L., Punicaceae) enthält allerdings grössere Mengen Oestrogene in seinen Kernen. Frauen die viel Granatapfelsaft trinken können Menstruationsprobleme erleiden. Ein regelmässiger Konsum kann zur Sterilität führen. Auch männliche Sexualhormone kommen in wenigen Pflanzen vor, z.B. Testosteron in Samen von Pinus Arten (Pinaceae). Im Sellerie (Apium graveolens L., Apiaceae) hat man Androstenon gefunden. Dieses flüchtige Testosteronderivat ist ein Sexuallockstoff (Pheromon), der im Achselschweiss von Männern in Erregung vorkommt! Der Eber in Erregung produziert ein ähnlicher Lockstoff (Androstenol), der in der schwarzen Trüffel (Tuber melanosporum Vitt.) vorkommt. Deshalb setzt man weibliche Schweine ein um Trüffel zu suchen.
Epidemiologische Studien haben gezeigt dass Asiatische Frauen in der Menopause weniger Brustkrebs haben als Frauen in anderen Kontinente. Hitzewallungen und Osteoporose sind auch sehr selten bei Menopausierten Asiatischen Frauen. Diese Befunde sind in Zusammenhang gebracht worden mit den Essgewohnheiten und zwar mit dem Konsum von Soja-Präparate, wie z.B. Tofu. Soja (Glycine max (L.) Merr., Fabaceae) enthält Isoflavone, die eine gewisse chemische Ähnlichkeit haben mit Oestrogene. Diese Isoflavone und noch andere Polyphenole haben eine Affinität für die Rezeptoren der Oestrogene. Mann nennt diese Stoffe Phytoestrogene. Diese kommen in anderen Pflanzen vor, wie z.B. im Rotklee (Trifolium pratense L., Fabaceae), in der Luzerne (Medicago sativa L., Fabaceae) und im Hopfen (Humulus lupulus L., Cannabaceae). Diese Phytoestrogene werden immer mehr eingesetzt um Wechseljahrbeschwerden bei der Frau zu bekämpfen. Können Phytoestrogene die Hormonsubstitutions-Therapie ersetzten oder ergänzen? Die Frage ist noch nicht total geklärt. Grosse Mengen von Phytoestrogene können zu Probleme führen. Rinder und Schafe, die viel Rotklee fressen, weisen Sterilitätsprobleme vor und Männer, die sehr viel Bier trinken entwickeln grosse Brüste!

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