Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Untersuchung an den Fallbeispielen Aarberg und Büren a. A.
Projektdauer: Februar bis Oktober 2002
Projektbearbeitung: Interdisziplinäre studentische Projektgruppe der Allgemeinen Ökologie: Roman Bertolami (Informatik), Judith Bühler (Geographie), Christine Winkelmann (Politologie), Patrick Moser (Medienpsychologie)
Projektbetreuung: Susanne Bruppacher, IKAÖ
1. Zusammenfassung
Untersuchungsgegenstand dieses Projektes ist der Einfluss, den das erste grosse ökologisch zertifizierteWasserkraftwerk der Schweiz in Aarberg auf die Nachfrage von Ökostrom hat.
Dabei erfassen wir Motive und Beweggründe der lokalen Bevölkerung, auf den kostengünstigeren konventionellen Strom zu verzichten. Die Wirkung des zertifizierten Wasserkraftwerks Aarberg und mögliche gemeindespezifische Wirkfaktoren untersuchen wir, indem wir Aarberg mit Büren a. A. vergleichen, einer Gemeinde in der Region ohne Pilotprojekt im Bereich Wasserkraft. Wir entscheiden uns für die Gemeinde Büren a. A., da sie einen ähnlichen "Städtchen"-Charakter wie Aarberg aufweist, bei den letzten nationalen und kantonalen politischen Vorlagen ähnliche Resultate aufwies, und zum Verteilernetz des 1to1-energy-Angebotes gehört.
Die Gegenüberstellung soll letztlich Auskunft geben über mögliche Wirkungsfaktoren auf dem diversifizierten Strommarkt, welche vom lokalen Bezug zum ökologischen Pilotprojekt ausgehen. Wir befassen uns also mit der Strommarktsitution, die im Zuge der kommenden Stromliberalisierung im Entstehen begriffen ist. Dabei wollen wir Informationen zur lokalen Diffusion von "Ökostrom" aufarbeiten und damit einen Beitrag zum Verständnis von Verbreitungsmechanismen und allenfalls zu möglichen Werbestrategien leisten.
2. Ausganglage
Im Zuge der Umweltdebatte sind seit den 90er Jahren auch Wasserkraftwerke in Bezug auf ihre Umweltverträglichkeit hin betrachtet und kritisiert worden. Gleichzeitig erweist sich seit der in Europa aufkommenden Stromliberalisierung auch für die Stromanbieter der Schweiz die Notwendigkeit, sich auf diese Marktöffnung vorzubereiten.
"Aus Wasserkraft hat die BKW FMB Energie AG und regionale Energieversorger unter der Angebotsmarke 1to1 energy das erste Ökostromprodukt water star emtwickelt. Produziert im Wasserkraftwerk Aarberg und zertifiziert nach den hohen ökologischen Anforderungen von "naturemade star" lautet eine im Internet veröffentlichte Medienmitteilung vom 26. Juli 2001. Die Kundschaft der Bernischen Stromanbieter hat seitdem die Möglichkeit, gegen einen Aufpreis ganz oder teilweise auf Ökostrom umzustellen und damit einen Beitrag zur umweltverträglichen Stromgewinnung nach höchsten Anforderungen zu leisten. Das Angebot richtet sich sowohl an private Haushalte, wie auch an Unternehmungen.
3. Problemstellung
Obwohl die heutige Umweltproblematik in weiten Teilen der Bevölkerung verankert ist, stellt sich die Frage nach der auf Freiwilligkeit beruhenden Bereitschaft, konkret Abhilfe in der Umweltschädigung zu leisten. Aus diesem Grund ist es heute noch kaum abzuschätzen, wie sich das Marktsegment "water star" in Zukunft auf dem Markt bewähren wird. Wie dies bei Innovationen und Pilotprojekten üblich ist, handelt es sich um marktwirtschaftlich risikoreiche Unterfangen, die sich ihre Akzeptanz beim Kunden hart erwerben müssen.
Gemäss Truffer et al (2002) liegt der "aktivierbare" Teil der Schweizer Bevölkerung, welche sich für Ökostrom entscheiden könnte, bei 20 -50 %. Die AutorInnen heben hervor, dass aus dem Bezug von Ökostrom kaum persönliche Vorteile gezogen werden können, dass kaum Vertrauen in die Kräfte des Marktes existieren, und dass die Bevölkerung der Stromwerbung kritisch gegenübersteht.
Die Wirkung, die das Wasserkraftwerk in Aarberg beim Stromkonsumenten erzielt, ist noch unbeschrieben. Die Verbreitungsmechanismen von Ökostrom sind noch weitgehend unbekannt und müssen für die erfolgreiche Durchsetzung von Ökostromprodukten in Zukunft erfasst werden können.
4. Übergeordnete Zielsetzung
Aus diesen Gründen handelt es sich bei unserer Arbeit um eine Voruntersuchung, d.h. um die Aufbereitung von möglichen Indikatorgrössen, die zu einem späteren Zeitpunkt die Grundlage für weitere Untersuchungen liefern könnten. Die Ergebnisse sollen jedoch primär für die Praxis nutzbar gemacht werden können. Wir möchten dem Anbieter von umweltverträglichem Strom zusätzliche Anhaltspunkte liefern, wie der Nachfrageanreiz beim Konsumenten zu Stande kommt und gesteigert werden könnte. Damit möchten wir einen Beitrag zur besseren Akzeptanz von Ökostrom leisten und stellen uns in den Dienst einer nachhaltigen Nutzung der Natur.
Um die spezifische Wirkung, die das Wasserkraftwerk in Aarberg auf die Akzeptanz von Ökostrom ausübt, herauszukristallisieren, werden wir die Gemeinde in den Vergleich zur Nachbargemeinde Büren a.A. stellen.
5. Arbeitsziele
6. Hauptfragen
Unsere zentrale Fragestellung kreist um die Motive und die Beweggründe der Bevölkerung von Aarberg und Büren a.A., "1to1-energy-Strom" zu beziehen resp. nicht zu beziehen.
Dabei möchten wir den Einfluss, der von der lokalen Wasserkraftwerkanlage in Aarberg auf die Verbreitung von Ökostrom ausgeht, genauer untersuchen.
Wir möchten auch versuchen, eine erste Antwort zu geben auf die Frage: Wie entwickelt sich nach der kurzen Einführungszeit des Pilotprojektes die Akzeptanz von Ökostrom?
7. Unterfragen
Wir möchten die Hauptfragen mit folgenden Teilaspekten angehen:
8. Hypothesen
Wir vermuten, dass sich die physische Präsenz des ökologisch zertifizierten Wasserkraftwerkes auf den Rücklauf "water star" auswirkt. Aus diesem Grund erwarten wir unterschiedliche Resultate in Bezug auf die beiden gewählten Gemeinden. Wir nehmen vorweg, dass auch die Motive und Beweggründe, die hinter diesem Ankauf von Ökostrom liegen, unter anderem mit dem lokalen Bezug zum Pilotprojekt verbunden sind.
Diese Motive könnten von daher auf die politische und soziale Dynamik innerhalb einer Gemeinde zurückzuführen sein. So wird beispielsweise ein Unternehmen aus Imagegründen schneller bereit sein, Ökostrom zu beziehen, wenn dieser ein lokal diskutiertes Thema darstellt.
Andererseits dürfte sich die "Greifbarkeit" vom sonst abstrakten Begriff "Strom" durch die ökologischen Bemühungen des Wasserkraftwerkes auf der Gemeindefläche als positiver Anreiz für die Kundschaft auswirken.
9. Methoden
· Telefonische Kurzumfrage zur Wirkung der Werbekampagne
· halbstandardisierte Interviews mit Privatpersonen, Firmen und Schlüsselpersonen (Verwaltung) aus der Gemeinde
10. Literatur
Truffer, Bernhard, Bruppacher, Susanne, Behringer, Jeannette (2002). Nachfrage nach Ökostrom - Ergebnisse einer Fokusgruppenerhebung in den Städten Bern, Zürich und Stuttgart. Ökostrompublikationen Band 8. Kastanienbaum, Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz.
11. Links
IKAÖ-Forschung-Verbreitung und Wirkung technischer und infrastruktureller Innovationen
Oekostrompublikationen der EAWAG/CIRUS:
http://www.oekostrom.eawag.ch/
veroeffentlichungen/publikat_mp.html
Homepage des Centre for Innovation Research in the Utility Sector
http://www.cirus.ch/
Homepage der Bernischen Kraftwerke
http://bkw.ch/
Homepage von 1totenergy
http://www.1to1energy.ch/