Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Nachhaltige Entwicklung ist seit einigen Jahren eine Priorität in der politischen Diskussion. Doch wie können Menschen befähigt werden, an dieser Entwicklung teilzunehmen und mitzugestalten? Dieser Frage geht das Forschungsprojekt "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung: Didaktische Konzeption und Umsetzung in die Schulpraxis" der Interfakultären Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie und des Instituts für Erziehungswissenschaft, beide der Universität Bern nach.
Nachhaltige Entwicklung steht heute auf der internationalen politischen Agenda und als Ziel in der Schweizerischen Bundesverfassung. Nachhaltigkeit ist dann erreicht, wenn alle gegenwärtig lebenden Menschen, aber auch die zukünftigen Generationen ihre (Grund-) Bedürfnisse befriedigen und ein gutes Leben führen können und wenn dies durch die weitere Entwicklung auch für die Zukunft gesichert ist (vgl. World Comission on Environment and Development 1987). Aufgabe der Gesellschaft ist es, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen und zu verbessern. An der konkreten Ausgestaltung einer nachhaltigen Entwicklung sollen möglichst alle Menschen partizipieren können. In diesem Zusammenhang stellt sich jedoch die Frage, wie Menschen optimal an Aushandlungs- und Mitgestaltungsprozessen teilnehmen können? Dazu braucht es zum einen sicherlich strukturelle Bedingungen – zum anderen sind jedoch auch spezifische Kompetenzen notwendig. Hier kann Bildung einen Beitrag leisten, indem sie Grundkenntnisse, -fähigkeiten und -haltungen fördert, die für eine Mitgestaltung einer nachhaltigen Entwicklung unabdingbar sind. Es widerspricht jedoch der Idee der Nachhaltigkeit sowie einem modernen Bildungsverständnis und kann somit nicht Aufgabe der Schule sein, Kindern einen von einer bestimmten Generation definierten Weg vorzugeben. Auch aus diesem Grunde ist es notwendig, genau festzulegen, worin die Aufgabe der Schule in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung genau besteht und wie Menschen auf diese Anforderungen vorbereitet werden können.
Mit dem vom Schweizerischen Nationalfonds und der Pädagogischen Hochschule Bern finanzierten Projekt werden drei Ziele verfolgt:
Vor dem Hintergrund einer fundierten Aufarbeitung und Analyse des Verständnisses der regulativen Idee "nachhaltige Entwicklung" der Vereinten Nationen sowie einem pädagogischen Theoriehintergrund wurden Ziele, didaktische Prinzipien und Anforderungen an Inhalte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung formuliert. Anschliessend wurden bestehende didaktische Konzepte unterschiedlicher fächerübergreifender Bildungsanliegen ausgewertet und mit den hergeleiteten Zielen und didaktischen Prinzipien einer Synthese zugeführt. Resultat der Synthesearbeit war der Entwurf des didaktischen Konzepts einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Dieses didaktische Konzept wurde von Experten aus den Fachbereichen nachhaltige Entwicklung bzw. Allgemeine Didaktik schriftlich begutachtet sowie in Workshops durch Expertinnen und Experten der Fachdidaktik des Sachunterrichts validiert und weiterentwickelt.
Das überarbeitete didaktische Konzept bildete anschliessend die Grundlage für die Entwicklung und Durchführung von Unterrichtseinheiten einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung durch Lehrpersonen des Kindergartens und der Unterstufe. Während dieser Arbeit wurden die beteiligten neunzehn Lehrerinnen in Workshops aber auch individuell durch das Projektteam begleitet und unterstützt. In diesem Prozess setzten die Lehrerinnen das Konzept nicht nur in die Praxis um, sondern generierten gemeinsam mit den Forschenden Erkenntnisse im Bereich Bildung für eine nachhaltige Entwicklung auf der Unterstufe.
Die Erfahrungen der Lehrerinnen bei der Planung und Durchführung der Unterrichtseinheiten wurden empirisch erhoben und ausgewertet. Zusätzlich wurde die Wirkung des Unterrichts zu Bildung für eine nachhaltige Entwicklung auf das vernetzte Denken der Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Pretest-Posttest-Untersuchung mit Kontrollgruppe erforscht. Die Ergebnisse der beiden Untersuchungen mündeten insgesamt in Empfehlungen für die Umsetzung und Implementierung von Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zuhanden von Forschung und Entwicklung, Bildungspolitik sowie Lehrerinnen- und Lehrerbildung.
Weitere Publikationen und Informationen zum Projekt finden Sie unter: /forschung/bineu