Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Wir schlagen vor, die Methode der systemdynamischen Modellierung einzusetzen. Bei diesem Verfahren bestimmen wir zunächst aufgrund der Literaturrecherche die relevanten Variablen der drei Bereiche Gesellschaft, Verkehr und Raumentwicklung und stellen ihre Beziehungen in einem groben Konzeptmodell dar. Dieses werden wir in einem Workshop gemeinsam mit dem Projektausschuss und den Arbeitsgruppen diskutieren, modifizieren und verfeinern. Anschliessend werden wir das eigentliche systemdynamische Modell konstruieren und die wichtigsten treibenden Kräfte gesellschaftlicher Trends identifizieren. Mit Hilfe von Simulationen verschiedener Szenarien der gesellschaftlichen Entwicklung werden wir die Auswirkungen auf die Verkehrs- und Raumentwicklung untersuchen und darauf gestützt unsere Schlussfolgerungen und Empfehlungen formulieren und dem Projektausschuss und den Arbeitsgruppen zur Diskussion vorlegen. Im Folgenden beschreiben wir dieses Vorgehen detaillierter. Abbildung 1 zeigt das Begriffs- und Modellverständnis der systemdynamischen Modellierung.
Abbildung 1: Begriffs- und Modellverständnis der systemdynamischen Modellierung
In einem ersten Schritt werden wir ausgehend von einer internationalen Literaturrecherche
die wichtigsten gesellschaftlichen Trends zusammenstellen. Daran anschliessend
suchen wir pragmatische (dh. plausible, aussagekräftige und gleichzeitig
verfügbare) Indikatoren für diese Trends – auch hier unter
Abstützung auf Literatur. Zwei Beispiele für solche Indikatoren:
Der gesellschaftliche Trend „Individualisierung“ kann im Rahmen
der vorliegenden Fragestellung möglicherweise (u.a.) mit dem Indikator
Wohnfläche pro Kopf abgebildet werden, der Trend „ Professionalisierung
der gesellschaftlichen Aufgaben“ vielleicht mit dem Indikator Erwerbstätigenrate,
usw.
Im nächsten Schritt schätzen wir die Bedeutung der gesellschaftlichen
Trends für Raum und Verkehr ab mit dem Ziel, ein überblickbares Set
von Schlüsselindikatoren (ca. 5-10) der relevanten gesellschaftlichen
Trends (s. oben) zu erhalten. Diese Schlüsselindikatoren werden im vierten
Schritt als Input-Variablen des Konzeptmodells verwendet. Zudem werden im Konzeptmodell
mit einem kausalen Wirkungsgefüge die Annahmen über die wichtigsten
Wirkungszusammenhänge zwischen diesen und den Verkehrs- und Raumentwicklungsindikatoren
abgebildet. Wichtige Output-Variablen des Verkehrsbereichs und der Raumentwickung
werden vorgeschlagen. Diese sollten mit den normativen Vorgaben einer nachhaltigen
Entwicklung im Bereich Verkehr- und Raum verglichen werden können.
Dieses grobe Konzeptmodell wird in einem moderierten Workshop mit dem Projektausschuss
und den Arbeitsgruppen vorgestellt, diskutiert, verbessert und verfeinert,
insbesondere hinsichtlich der Auswahl der Verkehrs- und Raumentwicklungs-Indikatoren
und der Annahmen über Wirkungszusammenhänge. Das Ergebnis des Workshops
stellt die Grundlage für die weitere Arbeit dar.
Im nächsten Arbeitsschritt wird ausgehend vom Konzeptmodell ein lauffähiges
systemdynamisches Modell konstruiert. Insbesondere wird das postulierte Wirkungsgefüge
darauf hin getestet, ob es die bisherige beobachtete Entwicklung hinreichend
genau erklären kann (Backcasting – Überprüfung der dynamischen
Hypothese). Die aufgrund des postulierten Wirkungsgefüges zu erwartende
dynamische Verkehrs- und Raumentwicklung wird mit Output-Variablen bis ins
Jahr 2050 abgebildet (Forecasting). Das Verhalten des Systems werden wir unter
verschiedenen Szenarien untersuchen. Vorgesehen sind drei Szenarien, welche
auf jeweils verschiedenen Annahmen beruhen. Im Szenario „Business as
usual“ wird der Trend der letzten Jahre bezüglich Grösse des
Aktionsraums in Beruf und Freizeit, Urlaubsgwohnheiten, Güterproduktion
und -verteilung sowie Verkehrspolitik und Raumplanung extrapoliert. Die weiteren
Szenarien werden gestützt auf die Ergebnisse der vorhergehenden Arbeitsschritte
formuliert.
Im nächsten Schritt werden die jeweiligen Ausprägungen der Verkehrs-
und Raumentwicklungindikatoren (Output-Variablen) in den verschiedenen Szenarien
den Nachhaltigkeitsindikatoren, wie sie im NFP 41 und im SVI_Projekt 2001/509
entwickelt wurden, gegenübergestellt. Die sich ergebenden Abweichungen
weisen auf die Stärke der zu erwartenden Zielkonflikte hin. Im letzten
Schritt schliesslich werden aufgrund der eruierten Zielkonflikte Vorschläge
für das weitere Vorgehen im Rahmen des Leitbildes „Nachhaltige Verkehrspolitik“ und
im Projekt „Szenarien der Raumentwicklung“ formuliert.
Abbildung 2 präsentiert das Untersuchungsdesign im Überblick. Die
Untersuchung folgt damit gängigen methodologischen Grundsätzen der
Zukunftsforschung, wie sie sich etwa im Bereich des Technology Assessments
und der Integrative Systems Methodology bewährt haben.
Abbildung 2: Überblick über das Vorgehen der Untersuchung