Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Ursula Mauch, Chemikerin HTL
Thomas von Stokar, dipl. geogr.
Nicole North, dipl. geogr.
"Wir wollen durch die integrierte Betrachtung von staatlichen Umweltinstrumenten, freiwilligen Vereinbarungen und Basisaktionen neue Ansätze für die Umweltpolitik entwickeln." Ursula Mauch |
In der Wissenschaft besteht heute weitgehend Konsens darüber, dass das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung nur durch eine Kombination von Effizienz- und Suffizienzrevolution zu erreichen ist. Damit die Tragfähigkeit unseres Ökosystems gewährt bleibt, müssen demnach nicht nur Ansätze zur Erhöhung der Ökoeffizienz umgesetzt werden (z.B. PW-Katalysatoren, sparsame Autos), sondern es braucht auch einen Verzicht auf Konsum und Ressourcen durch freiwillige Vereinbarungen und Selbstverpflichtungen. Unser Projekt stellt deshalb nicht den einen oder den anderen Ansatz ins Zentrum der Untersuchung, also weder Anreizinstrumente zur Effizienzsteigerung noch Umweltmoral und Selbsteinschränkungen. Wir untersuchen vielmehr, ob und wie durch ein optimales Zusammenwirken von staatlichen Umweltinstrumenten, Aktionsprogrammen und einem Wertewandel in Wirtschaft und Gesellschaft neue Strategien entwickelt und Hindernisse für ein nachhaltiges Handeln abgebaut werden können.
Die zentralen Fragen sind:
Die Untersuchung der genannten Wechselwirkungen führen wir anhand von
Fallstudien in den Bereichen Energie/CO2 und Mobilität mit ausgewählten
Akteuren und Aktionsgruppen durch. Gegenstand der Untersuchung sind das
Energie- und Mobilitätsverhalten von Unternehmen und Haushalten, die (teils)
freiwillig ein umweltverantwortliches Handeln anstreben im Rahmen von
freiwilligen Vereinbarungen oder Basisaktionen (z.B. Branchenvereinbarungen
zum CO2-Gesetz, Solarstrombörsen, Global Action Plan, Car Sharing, Véloville
Münsingen).
Wir setzen in unseren Fallstudien verschiedene, sich ergänzende Methoden
ein, wie z.B. Literaturanalyse, Umfragen, Experteninterviews, Sensitivitätsanalysen
und Szenariotechnik.
Der quantitativ bezifferbare ökologische Nutzen der untersuchten Service- und Infrastruktur [1]- sowie Kommunikationsinstrumente [2] im Energie- und Mobilitätssektor ist sehr klein und - verglichen mit marktwirtschaftlichen Instrumenten und Geboten/Verboten, die vom Staat eingesetzt worden sind oder eingesetzt werden könnten - unbedeutend. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung kann durch solche Instrumente erreicht werden, da sie oft eine höhere Zahlungsbereitschaft voraussetzen oder scheinbar die persönliche Handlungsfreiheit einschränken. So machten Ende 1999 beispielsweise lediglich 0.5% der Schweizer Bevölkerung von der Möglichkeit Gebrauch, Solarstrom zu einem - verglichen mit konventionellem Strom - bis zu zehn Mal höheren Preis zu beziehen, und das vom Carsharing-Unternehmen geschätzte Marktpotential im Carsharing war bis Ende 1999 nur bis maximal 4% ausgeschöpft.
Zu den Erfolgsfaktoren für die Einführung neuer Instrumente, vor allem solcher der oben genannten Instrumententypen, scheinen die folgenden zu gehören: Konformität mit den Umweltzielen, Glaubwürdigkeit des Anbieters, Berücksichtigung des Verursacherprinzips, minimale administrative Kosten, Freiwilligkeit und Verhinderung von Wettbewerbsverzerrung. So lange aber die Preise die Umweltkosten nicht einschliessen, ist es als Voraussetzung für den Erfolg wichtig, dass die Konsumentinnen und Konsumenten bereit sind, einen höheren Preis für umweltgerechtere Produkte und Dienstleistungen zu bezahlen und Änderungen im Lebensstil zu akzeptieren, obwohl dies den Erfolgsfaktoren teilweise widerspricht. Aber gerade diese zwei Faktoren - erhöhte Zahlungsbereitschaft und Bereitschaft zu Änderungen im Lebensstil - limitieren in beträchtlicher Weise den quantitativen Erfolg bei der Umsetzung von neuen und freiwilligen Instrumenten, die nachhaltigeren Energiekonsum und Mobilitätsverhalten fördern.
In der geringen Laufzeit der untersuchten freiwilligen Vereinbarung [3] mit energieintensiven Unternehmen hat sich bereits gezeigt, dass eine Vereinbarung gesetzlich bindend und mit Möglichkeiten zu Sanktionen bei Nichteinhaltung der Ziele verbunden sein muss, damit eine bessere als ohnehin durch technische Neuerungen im Laufe der Zeit erreichbare Energieeffizienz der Produktion erreicht werden kann. Zu den Erfolgsfaktoren gehören hier: Ein exogener, kostenwirksamer Anstoss zur Teilnahme, klare Zielvereinbarungen, intensive Kommunikation, strenge Kontroll- und Sanktionsmechanismen sowie die Implementierung eines unternehmensinternen Energiemanagementsystems.
Der direkte und messbare ökologische Nutzen der untersuchten Instrumente mag vorläufig als marginal eingeschätzt werden. Die Instrumente tragen jedoch sicher zu Bewusstseinsbildung und Wissensaufbau bei den Beteiligten sowie zur Beschleunigung von Umsetzungsprozessen in Richtung nachhaltige Entwicklung auf Regierungsebene bei.
[1] Velo- und Fussgängermodellstädte,
Carsharing "Mobility", Solarstrombörsen
[2] GAP
[3] Untersucht wurde das Grossverbraucher-Modell im Kanton
Zürich. Die Energiemodelle Zürich und Schweiz wurden im Vergleich
dazu ausgewertet
(präsentiert am Abschlussanlass des IP)
Ursula Mauch
Thomas von Stokar
Nicole North
INFRAS Forschung, Wirtschafts- und Umweltberatung