Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Fabrizio Carlevaro, Prof. Dr.
Myriam Garbely, Dr. ès sciences économiques et sociales
Peter Häfeli, Architekt
Tobias Müller, Dr. ès sciences économiques et sociales
Alastair McFarlane
Willi Weber, Prof., Architekt
"Wir hoffen zu zeigen, dass und wie die Diffusion umweltschonender Technologien durch geeignete Lenkungsabgaben gefördert werden kann." Myriam Garbely |
Unser Ziel ist, die Auswirkungen von Steuern und Subventionen zu untersuchen,
die auf Investitions- und Ausrüstungsgüter - entsprechend ihrer Umwelteffizienz
- erhoben werden. Wir wollen abschätzen, inwiefern eine solche Politik
zur Verbesserung der Umweltqualität und zur wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklung beitragen kann, insbesondere indem sie die Diffusion neuer,
energiesparender Technologien beschleunigt.
Die von uns vorgeschlagenen Massnahmen sollen im Immobiliensektor, dem
wichtigsten Verbraucher umweltbelastender Energie, angewandt werden. Wir
fassen vorrangig eine kombinierte Steuer- und/oder Subventionspolitik
ins Auge, in der die Höhe der Abgaben und der Subventionen von der Energiekennzahl
der Gebäude abhängt. Mit einer solchen Besteuerung des Immobilienkapitals
soll erreicht werden, dass technisch mögliche Energiesparmassnahmen auch
ökonomisch rentabel werden.
Im Zentrum unserer Studie steht die Entwicklung eines Modells des Investitionsverhaltens,
das die ökologischen Qualitäten der Investitionsgüter und deren Energieeffizienz
einbezieht. Mit diesem Verhaltensmodell werden wir vorerst die direkten
Effekte der vorgeschlagenen Instrumente untersuchen, dann aber auch ihre
erwünschten und unerwünschten indirekten Effekte.
Das Modell berücksichtigt einerseits technische Kenntnisse über die Energieeffizienz
der Investitionsgüter und deren Entwicklung und andererseits Verhaltenshypothesen
aus der ökonomischen Theorie.
Die direkten ökologischen und ökonomischen Effekte untersuchen wir im
Partialgleichgewicht, d. h. nur für den betroffenen Sektor, während wir
die indirekten Auswirkungen der vorgeschlagenen Massnahmen anhand eines
berechenbaren dynamischen (die Zukunftsmärkte miteinbeziehenden) allgemeinen
Gleichgewichtsmodells analysieren.
Für repräsentative Gebäudetypen verschiedener Bauperioden wurden die Kostenkurven der energetischen Sanierungsmöglichkeiten erstellt; damit steht ein Instrument zur Verfügung, um bei vorgegebenen Energiesparzielen die günstigste Kombination baulicher Massnahmen zu bestimmen. Weiter wurde ein Investitionsmodell entwickelt, um den Effekt verschiedener Instrumente bzw. Massnahmen auf die Gebäuderenovation und deren Energieeffizienz abzuschätzen. Das Modell geht von der Annahme aus, dass der Besitzer eines Gebäudes durch geeignete Wahl des Zeitpunkts und des Umfangs von Renovationen die Summe seiner künftigen Energiekosten zu minimieren sucht.
Für eine Abgabe auf Energie oder auf die energetische Qualität von Gebäuden hat dieses Modell drei Einsichten geliefert: (1) Bei sinkenden Energiepreisen hat eine solche Abgabe keinen langfristigen Effekt auf die Renovationstätigkeit. In diesem Fall sind Instrumente des Typs Gebote und Verbote unentbehrlich zur Erreichung von Energiesparzielen. (2) Bei steigenden Energiepreisen ist der Einfluss der Abgabe wegen des Anpassungsmechanismus umso grösser, je langsamer der Energiepreisanstieg erfolgt. (3) Die Abgabe beeinflusst die Renovationstätigkeit, so lange die Summe von Energiepreis und Abgabe wächst.
Das Modell zeigt des weiteren, dass der Effekt von Subventionen von einer grösseren Anzahl von Faktoren beeinflusst wird als derjenige einer Abgabe. Es erscheint daher einfacher, die richtige Höhe einer Abgabe zu berechnen als diejenige von Subventionen. Das Verhältnis von Subvention und Abgabe, das dieselbe Wirkung zeigt, ist von Gebäude zu Gebäude verschieden, so dass es keine generelle Äquivalenz zwischen den beiden Instrumenten gibt. Ferner ergibt sich bei der gemeinsamen Betrachtung von Bau- und Renovationsentscheidungen, dass Abgaben die Energieeffizienz von Neubauten mehr beeinflussen als diejenige von Renovationen.
Das Modell wurde schliesslich erweitert, um die Nachfrage - d.h. Mieter mit verschiedenen Präferenzen und Einkommen - zu integrieren, so dass für jeden Gebäudetyp das Gleichgewicht zwischen erwarteter Nachfrage und erwartetem Angebot berechnet werden konnte. Ein erstes Ergebnis ist, dass eine vom Gebäudebesitzer zu bezahlende Abgabe zwar den Anteil energieeffizienter Gebäude erhöht, dass sie aber auch einen negativen Einfluss auf die Neubautätigkeit hat, was wiederum den Wohnungsmarkt bzw. die Mietpreise beeinflusst. Ein entscheidender Punkt bei der Ausgestaltung einer solchen Abgabe ist deshalb die Verwendung der Abgabeeinnahmen. Die beste ökologische Effizienz wird erreicht, wenn die Einnahmen zur Subventionierung von energiesparenden Investitionen eingesetzt werden. Vom Standpunkt der Wohlfahrtseffekte aber ist eine Rückzahlung - an die Hausbesitzer/-innen oder an die Mieter/-innen - ökonomisch effizienter.
präsentiert am Abschlussanlass des IP
Myriam Garbely
CUEPE (Centre universitaire d'étude des problèmes de l‘énergie)
Université de Genève