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Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ)

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Forschung

Symposium "Jugend und Umwelt"

Rückblick auf ein gelungenes "Experiment"

Mit grosser Beteiligung fand am 15./16. September 1997 das Symposium "Jugend und Umwelt" statt, ein Projekt der Akademischen Kommission der Universität Bern unter der Leitung von Prof. R. Kaufmann-Hayoz (IKAÖ): Kinder und Jugendliche sind informiert über Umweltprobleme und machen sich grosse Sorgen um die bedrohte Umwelt. Gleichzeitig werden sie als Mitglieder der Konsumgesellschaft sozialisiert und kosten die Angebote entsprechend aus, pflegen also einen umweltbelastenden Lebensstil. Diesen Widerspruch diskutierten rund 100 Personen aus Praxis und Wissenschaft am Symposium. Nach Inpulsreferaten wurden in Arbeitsgruppen die Themen "Umweltbewusstsein", "Konsumorientierung" und "Partizipation an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen" diskutiert und zusammengeführt, und es wurde versucht, mögliche Konsequenzen für Politik, Wissenschaft und Praxis zu formulieren.

Der Themenbereich "Partizipation" wurde am Symposium nicht nur diskutiert, sondern im Massstab 1:1 durchgeführt. An der Veranstaltung nahmen 7 Jugendliche teil. Diese brachten sich mutig in die Diskussionen ein, ergänzten die Aussagen der Referierenden mit ihrer Sicht und stellten kritische Fragen. Aber sie befassten sich auch auf ihre Weise mit den Themen und machten so auf ihre Anliegen im Umweltbereich aufmerksam. In ihrem Schlussauftritt präsentierten sie ein musikalisch untermaltes Fazit und verteilten Kompostkübel mit der Aufforderung, dafür zu sorgen, dass diese "schon morgen" in Betrieb seien.

Wieviel Partizipation Jugendlicher ...

Der Einbezug der Jugendlichen erwies sich als sehr bereichernd. Viele erwachsene Teilnehmende zeigten sich überrascht, wie kompetent und interessiert sich die Jugendlichen mit den Themen der Tagung auseinandersetzten. Ein Teilnehmer zog in der Schlussdiskussion folgendes Fazit: Nach dem erstaunlichen Einsatz und der offensichtlichen Kompetenz der Jugendlichen stelle sich für ihn nicht die Frage "Wieviel Partizipation brauchen Jugendliche?", sondern "Wieviel Partizipation Jugendlicher braucht die Umweltpolitik?". Den Teilnehmenden eröffnete das Symposium aber auch andere neue Erkenntnisse. In den verschiedenen Diskussionen wurde deutlich, wie notwendig der heute noch kaum praktizierte Austausch über die verschiedenen Disziplinen und Praxisfelder hinweg ist. So erläuterte z.B. ein Vertreter einer Umweltorganisation, dass sie inskünftig die Konsummuster der Jugendlichen vermehrt in ihre Arbeit einbeziehen und thematisieren würden.

... braucht die Umweltpolitik?

Im Rahmen des Projektes "Jugend und Umwelt" wird die Thematik des Symposiums weiterbearbeitet, aber auch bei den Teilnehmenden hat sie nachhaltige Wirkungen hinterlassen:

  • Die beteiligten Jugendlichen wurden von TeilnehmerInnen des Symposiums an verschiedene Veranstaltungen eingeladen, so z.B. an den Berner Jugend-Zukunftsrat-Tag vom 25. Oktober 1997.
  • Studierende bearbeiten in einem interfakultären Seminar der IKAÖ in Zusammenarbeit mit anderen Instituten einzelne Fragestellungen des Symposiums vertieft. Es sollen v.a. auch Forschungslücken in den verschiedenen Disziplinen aufgezeigt werden.
  • In der Vortragsreihe "Jugend und Umwelt - Konsumkids im Öko-Clinch" (vgl. Programm), die im Januar/Februar 1998 stattfindet, soll eine breitere Öffentlichkeit angesprochen werden.

Aufgabe der Kerngruppe des Projektes wird es nun sein, die verschiedenen Erkenntnisse des Symposiums zu einer Synthese zusammenzuführen, damit im Sommer 1998 die Publikation zum Symposium erscheinen kann - sie dient der weiteren Umsetzung des Projekts in Wissenschaft und Praxis.

Echos zum Symposium:

Partizipation im Mittelpunkt!

  • "'Es war ein Experiment. Es ist sonst nicht üblich, an wissenschaftlichen Fachveranstaltungen Kinder und Jugendliche einzubeziehen - auch dann nicht, wenn sich die Diskussion um sie dreht.' Das Experiment, von dem die Tagungsleiterin Ruth Kaufmann-Hayoz spricht, hat sich gelohnt" (Der Bund, Do. 18.09.97).
  • "Auf der Terrasse sitzen die Jugendlichen im Kreis, ein erstes Gähnen, Blicke auf den Boden, Stille. Dann sagt einer: 'Das läuft auf einer völlig falschen Ebene. Die theoretisieren einfach so vor sich hin, was aber konkret gemacht werden müsste, das sagt niemand'" (Tages Anzeiger, Do. 18.09.97).
  • "Manchmal waren die Diskussionen schon ein wenig abgehoben. Aber insgesamt konnten wir rege teilnehmen und wurden auch ernstgenommen. Ich glaube, dass unsere Anwesenheit beiden Seiten etwas gebracht hat" (Jugendlicher Teilnehmer zitiert im St. Galler Tagblatt, Fr. 19.09.97).
  • "Das jugendliche Konsumverhalten beeinflusst zunehmend dasjenige der Erwachsenen. Umgekehrt scheitern Versuche Jugendlicher, ihr in der Schule gelerntes Umweltwissen auch zu Hause in die Tat umzusetzen, oft an elterlicher Unkenntnis. Davon erzählten sie selber in den Arbeitsgruppen. Die Jugendlichen beklagten besonders die schlechte Information über ihre politischen Beteiligungsmöglichkeiten" (Neue Zürcher Zeitung, Do. 18.09.97).
  • "Der Eindruck, dass man über die "Experten"- und Altersgrenzen hinweg voneinander gelernt hat, wurde von mehreren Teilnehmenden geäussert" (aus einem unveröffentlichten Leserbrief eines Teilnehmers).
  • "Durch dieses Symposium ist mir klargeworden, dass wir bei unserem eigenen Projekt, das sich an Jugendliche richtet, vergessen haben, diese bei der Planung miteinzubeziehen" (eine Teilnehmerin).
Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) der Universität Bern (1988-2013)
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