Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Die Seftigenstrasse dient als typischer stadtrandnaher Hauptstrassenraum einerseits den lokalen Verkehrs- und Einkaufsbedürfnissen, andererseits verbindet sie die Kehrsatz, Belp sowie das Gürbetal mit der Stadt Bern, weshalb ihr auch grosse regionale Bedeutung zukommt. Verkehrsströme von bis zu 22'000 Motorfahrzeugen/Tag beeinträchtigen die Lebensqualität in Wabern stark.Im Rahmen eines Sanierungs- und Umgestaltungsprojekt wurde 1997 in Intensivbauweise die sogenannte "Variante 1 + 1 - Verstetigung und Mischung" realisiert. Als zentrale Massnahme wurden das Tramtrasse und die Fahrspur für den motorisierten Individualverkehr (MIV) zusammengelegt. Damit verbunden sind verschiedene Massnahmen zur Aufwertung der Strassenraumgestaltung sowie zur Förderung des Langsamverkehrs (LV).
Die Planungsverantwortlichen beauftragten die IKAÖ mit der Projekt-evaluation. Die Untersuchung besteht aus den drei Modulen "Verkehr", "Handel, Gewerbe, Einkaufsverhalten" und "Lebensqualität" sowie einer Synthese.
FussgängerInnen: Die Anzahl der Fussgänger ist gleich geblieben. Verändert hat sich die räumliche Wegverteilung: Früher nötige Umwege zu mit Ampeln gesicherten Fussgängerstreifen fallen weg, heute sind direktere Wege möglich. Die neue Tramhaltestelle verkürzt die Wege ebenfalls. Dank zusätzlichen Fussgängerstreifen queren heute mehr Personen in unmittelbarer Nähe des Zentrums.
Motorisierter Individualverkehr (MIV): Während beiden Tagesspitzenstunden verkehrten 1998 5% mehr Motorfahrzeuge auf der Seftigenstrasse als 1995. Für die wichtigste Verbindungsstrasse (Dorfstrasse) betrug die Zunahme im Wochenmittel 6%. Die vor der Sanierung berechnete zusätzliche Kapazitätsreserve der Seftigenstrasse wurde damit bereits erreicht. Trotzdem konnte mit der Umgestaltung der Verkehrsfluss verbessert werden. Am zentralen Knoten Seftigen-/ Eichholzstrasse sank zur Abendspitzenstunde die Gesamt-stauzeit sowie die Stoppzeit der einzelnen Fahrzeuge um drei Viertel und die Anzahl Stopps um einen Sechstel.
Öffentlicher Verkehr: Trotz neuen, benutzerfreundlicheren Kap-Tramhaltestellen war die Zahl der ÖV-BenutzerInnen leicht rückläufig. Die neue Haltestelle Eichholz wird täglich von fast tausend Personen benutzt.
Parkverkehr (Kurzzeit-Parkierende): Während typischen Einkaufszeiten belegen durchschnittlich 35 Fahrzeuge die direkt an der Seftigenstrasse liegenden Parkfelder (Belegungsgrad knapp 40%).
Modalsplit: Mit den vorliegenden Daten kann der Modalsplit der Seftigenstrasse (in Personenfahrten) während der morgendlichen und abendlichen Spitzenstunde errechnet werden. 1998 wählten 70% (1995: 69%) der Personen das Auto, 19% (25%) den ÖV, 8% (3%) das Velo/Mofa und 4% (3%) gingen zu Fuss.
Kurzbewertung des Verkehrsbereichs: Die angestrebten Verbesserungen für den LV konnten erreicht werden. Besonders auffällig ist der stark gestiegene Zweiradverkehr. Welche Gründe für den (unerwarteten) leichten Rück-gang beim ÖV sowie den Anstieg beim MIV verantwortlich sind, soll mit den weiteren - aktuell laufenden - Untersuchungsmodulen abgeklärt werden.
Conzatti B., 1996: Attraktivität der Verkaufspunkte Seftigenstrasse aus der Sicht der EinwohnerInnen Waberns. Lizentiatsarbeit. Bern.
Haefeli U., Häuselmann C., Seewer U., 1996: Die Sanierung und Umgestaltung der Seftigenstrasse: Auswirkungen auf Lebensqualität und Einkaufsverhalten der NutzerInnen (mit besonderer Berücksichtigung des Langsamverkehrs und der Ertragssituation des Detailhandels), eine interdisziplinäre Wirkungsanalyse. Schlussbericht der Vorheruntersuchung. IKAÖ, GIUB Bern.
Matti D., 1997: Beurteilung der Verkehrssituation eines Hauptstrassenraumes in der Agglomeration Bern. Erhebungen zum Fussgänger- und Zweiradverkehr, zum motorisierten, öffentlichen und ruhenden Verkehr an der Seftigenstrasse in Wabern bei Bern, Gemeinde Köniz. Bern: Diplomarbeit GIUB, Bern.>
Hackney, J., Johner, A., Kaegi, M., Osterwald, S., 1999: Einkaufsparadies Seftigenstrasse? Sanierung und Umgestaltung der Seftigenstrasse in Wabern/BE: Die Auswirkungen auf das lokale Gewerbe und auf die Einkaufsgewohnheiten. Interdisziplinäre Projektarbeit in Allgemeiner Ökologie. IKAÖ, Bern.
Matti D., 1999: Bereich Verkehr. IKAÖ/GIIUB, Bern.
Haefeli U., 1999: Bericht über die repräsentative Bevölkerungsbefragung. Teil A: Daten und Methodik, Teil B: Resultate und Interpretation. IKAÖ/GIIUB, Bern.
Haefeli, U., Matti, D., Seewer, U., 2000: Die Sanierung und Umgestaltung der Seftigenstrasse (pdf). Auswirkungen auf Lebensqualität und Einkaufsverhalten der NutzerInnen (mit besonderer Berücksichtigung des Langsamverkehrs und der Ertragssituation des Detailhandels). Schlussbericht der Wirkungsanalyse. IKAÖ/GIUB, Bern.
Gemeinde Köniz, Tiefbauamt des Kantons Bern - Oberingenieurkreis II, Amt für Gemeinden und Raumordnung des Kantons Bern, 2000: Zufrieden mit der neuen Strasse? Erfolgskontrolle Seftigenstrasse Wabern (pdf). Synthesebericht der Untersuchungen zur Sanierung und Umgestaltung der Seftigenstrasse in Wabern, Gemeinde Köniz bei Bern. Bearbeitung: Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie der Universität Bern (Ueli Haefeli, Daniel Matti, Ulrich Seewer); Planungsbüro Dietiker ( Jürg Dietiker, Pascal Regli);Künzler Bossert & Partner GmbH (Peter künzler, Ursula Waber). Bern
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