Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
unilink-Artikel, Oktober 2001
Die Ergebnisse des Integrierten Projekts "Strategien und Instrumente für eine nachhaltige Entwicklung", eines durch die IKAÖ geleiteten transdisziplinären Projektverbundes des Schwerpunktprogramms Umwelt, wurden im Mai 2000 zunächst mit einem öffentlichen Abschlussanlass und einem Bulletin der Praxis zugänglich gemacht. Im Juli 2001 wurde auch die wissenschaftliche Synthese abgeschlossen. Sie liegt jetzt als Buch in englischer Sprache vor.
Wie kann umweltverantwortliches Handeln auf lokaler Ebene (d.h. in Gemeinden und Regionen) gefördert werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich die neun Teilprojekte des Integrierten Projekts. Beteiligt waren ungefähr 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie, Rechtswissenschaft, Geographie, Soziologie, Philosophie und Architektur. In den Teilprojekten wurden theoretische und empirische Grundlagen für ausgewählte (umweltpolitische) Instrumente und Instrumentenkombinationen erarbeitet, deren Anwendung in der Praxis danach in Fallstudien untersucht wurde. Vom Projektbeginn an fand auch eine intensive Synthesearbeit statt. Ziel dieser Arbeit war es, die Forschungsergebnisse aus den Teilprojekten in ihrem Zusammenhang darzustellen, die Perspektiven der verschiedenen Disziplinen zusammenzuführen und gemeinsame Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Ein wichtiges Mittel der Synthesearbeit war die Typisierung und Beschreibung herkömmlicher wie auch neuer umweltpolitischer Instrumente aus einer akteur- und handlungsorientierten Perspektive, die nicht einer einzelnen disziplinären Systematik oder Theorie verhaftet ist. Dabei wurde herausgearbeitet, welchen Akteuren die dargestellten Instrumente zur Verfügung stehen und in welcher Weise und aufgrund welcher "Mechanismen" das Verhalten der Zielgruppe(n) durch ihren Einsatz beeinflusst wird.
Die erarbeitete Instrumenten-Typologie enthält zum einen die klassischen umweltpolitischen Instrumente - Gebote/Verbote und marktwirtschaftliche Instrumente - auf denen die bisherige Umweltpolitk der meisten Länder beruht. Heute wird aber - zumeist aus einem polyzentrischen Politikverständnis heraus - allgemein festgestellt, dass dieses klassische Set von Instrumenten ergänzt werden muss durch neue Instrumente, insbesondere solche, die auf Kommunikation und informeller Beeinflussung beruhen und freiwilliges und kooperatives Handeln fördern. Deshalb werden Vereinbarungen sowie Kommunikations- und Diffusionsinstrumente - die oft als sogenannte "weiche" Instrumente nur sehr summarische Behandlung erfahren - in der Synthese-Publikation systematisch und detailliert dargestellt. Zudem werden Service- und Infrastrukturinstrumente unter der Perspektive ihrer handlungslenkenden Funktion als eigener Typus aufgenommen.
Paul C. Stern, seit Jahren international führend in der sozialwissenschaftlich orientierten Umweltforschung, würdigte die Arbeit mit folgenden Worten: "The Swiss group has succeeded in developing a unifying framework that makes a major contribution to environmental policy analysis. The framework broadens policy thinking by giving serious treatment to underutilized strategies that rely on communication and informal influence as well as to well-studied ones that rely on technological change, regulation, and economic forces. This broad typology makes it easier for an analyst to escape the tendency to presume that the policy instrument currently in fashion, whether it be market-based instruments, voluntary measures, or whatever, is the right strategy for all problems. It also encourages discipline-based analysts to consider how their favored strategies might be combined with other strategies less familiar to them, and thus to craft strategies that can take advantage of the strengths of various policy instruments. The concluding chapter offers some reasonable suggestions about how best to combine the policy instruments."
Die Publikation sowie ein umfassendes Angebot an Literatur zum Thema "Nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene" ist in der Bibliothek der IKAÖ am Falkenplatz 16 öffentlich zugänglich.
Ruth Kaufmann-Hayoz, Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie
Welches Instrument ist das Richtige? Die Instrumenten-Typologie umfasst klassische Instrumente wie Gebote/Verbote, aber auch "weiche" Instrumente, die auf Kommunikation und informeller Beeinflussung beruhen.