Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Allgemeine Ökologie zur Diskussion gestellt
Zur gesamtgesellschaftlichen Aufwertung naturnaher Kulturlandschaften |
Im Zuge der grossen Meliorationen und der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert verschwand in der Schweiz der grösste Teil der ursprünglichen Moorlandschaften. Die übrig gebliebenen und seit 1987 geschützten Moorlandschaften von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung sind meist relativ junge, naturnahe Kulturlandschaften. Diese sind trotz der Schutz- und Erhaltensbestrebungen bedroht.
Moorlandschaften wurden lange Zeit vorwiegend als bedrohlich und Angst einflössend wahrgenommen. Ihre Nutzung erfolgte meist nur extensiv, so zum Beispiel zu Jagd- und Sammelzwecken. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums, insbesondere ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wurden in Ländern mit grossflächigen Moorgebieten wie den Niederlanden und Deutschland umfassende Kultivierungsmassnahmen durchgeführt. Diese veränderten die Moorlandschaften grundlegend.
Weitere intensive Nutzungsphasen erfolgten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts insbesondere in wirtschaftlichen und politischen Krisenzeiten. So wurde der Abbau von Torf zu Heizzwecken – die „Kohle der armen Leute“ – vor allem während und nach den beiden Weltkriegen auch in der Schweiz in grossem Umfang betrieben.
Die Moorlandschaften erfuhren einen mehrfachen Bedeutungswandel. Neben ihrer Funktion als Quellen unmittelbaren materiellen Nutzens fungieren sie als Siedlungs- und Infrastrukturräume, dienen der geistigen Inspiration und dem Erkenntnisgewinn und sind auch zunehmend von hoher ästhetischer Bedeutung. Die Nutzung für Erholungs-, Freizeit- und Bildungszwecke wird immer wichtiger. Ebenso nimmt deren geoökologische Bedeutung als Regulationssysteme zu.
Die Untersuchung zeigt, dass die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Moorlandschaften zunimmt, wobei die materiellen Werte tendenziell abnehmen, die immateriellen dagegen einen höheren Stellenwert erlangen. Die Herausforderung besteht darin, mit innovativen Nutzungsformen zum Schutz und Erhalt der Moorlandschaften beizutragen.
Die Publikation entstand im Rahmen der schweizerischen Beteiligung an der Europäischen COST-Aktion A27 Understanding Pre-Industrial Structures in Rural and Mining Landscapes (LANDMARKS). Die Aktion will u.a. dazu beitragen, spezielle traditionelle Landschaften in Europa zu dokumentieren, den Nutzungs- und Bedeutungswandel dieser Landschaften zu erkennen und den Erhalt wertvoller Landschaften zu sichern.
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Theoretische Annäherung |
17 |
Teil 2: Moorlandschaften und deren Bedeutung für den Menschen im Wandel |
51 |
Teil 3: Der Wunsch nach dem Erhalt der Moorlandschaften |
133 |