IKAÖ - Öffentliche
Vortragsreihe Grosschutzgebiete
Grossschutzgebiete - Schutz durch Entwicklung?
PD Dr. Mario Broggi
Direktor der Eidg. Forschungsanstalt Wald, Schnee und Landschaft
(WSL Birmensdorf)
In der Schweiz sind lediglich 3 % der nationalen Alpenfläche
durch den 1914 gegründeten Nationalpark geschützt. Damit
steht die Schweiz an letzter Stelle der Alpenstaaten.
Die unaufhaltsame Abnahme der Qualität und Vielfalt von Natur
und Landschaft - heute spricht man von der Stadt-Schweiz mit allen
sogenannten Vorteilen, aber auch allen ökologischen Nachteilen
- verlangt neue Strategien für die nachhaltige Entwicklung
unserer Mitwelt.
Der tiefgreifende Strukturwandel in der Landwirtschaft und der
damit verbundenen regionalen Ökonomie stellt eine bedeutende
Chance für einen neuen Ansatz zum Schutz grosser Gebiete -
vor allem in peripheren Lagen - dar. Derzeit stehen rund 40 Projekte
zur Diskussion. Im Gegensatz zum herkömmlichen Totalschutz
im Nationalpark verspricht eine nachhaltige Entwicklung zum integralen
Schutz ausgedehnter Gebiete eine eigentliche Win-Win-Situation,
wie das bei ersten Teilerfolgen im Biosphärenreservat Entlebuch
beobachtet werden kann: Wertvolle Naturlandschaften werden durch
eine umgebende Pufferzone geschützt, die sorglich und verantwortungsvoll
durch die lokale Bevölkerung genutzt wird. Diese identitätsspendende
Entwicklung prägt die Natur und Landschaft und übt, wie
Beispiele aus ganz Europa zeigen, eine starke Anziehung auf einen
moderaten Tourismus aus.
Der Referent versucht diese neuen Entwicklungen zu kommentieren
und zu würdigen.
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