IKAÖ - Öffentliche
Vortragsreihe 2004
Videoüberwachung im Strassenverkehr: Wieso nichts dagegen
einzuwenden ist, viele aber trotzdem dagegen sind
Daniel Matti
Interface Institut für Politikstudien, Luzern
Abstract
Das Fahrtempo beeinflusst die Unfallhäufigkeit, die Streckenkapazität
und die Emissionen. Trotzdem ist das „Rennen zwischen den
Radarfallen“ ein beliebtes Gesellschaftsspiel auf den Strassen.
Die Fortschritte der Telematik erlauben heute den automatisierten,
kostengünstigen Einsatz digitaler Videoüberwachung für
die lückenlose Tempokontrolle ganzer Streckenabschnitte. Dieser
als „Video Enforcement“ diskutierte Ansatz könnte
ein wichtiger Teil eines modernen Verkehrsmanagementsystems sein,
zeigen doch Pilotprojekte positive Effekte auf Verkehrsfluss und
-sicherheit.
Im Rahmen des Forschungsauftrages der Vereinigung Schweizerischer
Verkehrsingenieure „Verfahren von Technology Assessment im
Verkehrswesen“ hat die ARGE Interface/Rapp/IKAÖ die
gesellschaftlichen Auswirkungen und die Akzeptanz eines breiteren
Einsatzes von automatisierten Geschwindigkeitskontrollen untersucht.
Fallstudien und zwei Fokusgruppen liefern Folgerungen und beleuchten
die kontroverse Diskussion, die zwischen den erwarteten positiven
Effekten und möglichen negativen gesellschaftlichen Auswirkungen
abwägt:
- Die primären Ziele (Sicherheit, Verkehrsfluss, Umwelt)
der abschnittweisen Geschwindigkeitskontrolle werden wenig betont
und
sind demnach nicht leicht ersichtlich. Das Verkehrssicherheit als
Vorteil von Video Enforcement hat in der Diskussion das grösste
Gewicht.
- Datenschutz und Vertrauen in eine korrekte Datenverwendung
sind umstritten. Die Folgerungen daraus: Einer diffusen Angst
der Betroffenen
vor der Machtlosigkeit bei einem allfällig fehlerhaften System
muss begegnet werden. Transparenz und Rechtsschutz müssen
diesem Misstrauen entgegengestellt werden.
- Konsens bestand bezüglich einem Aspekt: Wenn schon
Video Enforcement im Verkehrswesen eingeführt wird, dann muss
dieses Kontrollsystem lückenlos sein, keine Ausnahmen oder
Schlupflöcher zulassen
und alle Verkehrsteilnehmer gleich behandeln (Aspekt der Gerechtigkeit
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