Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Prof. Kurt Hostettmann
Laboratoire de Pharmacognosie et Phytochimie, Section des Sciences
Pharmaceutiques, Université de Genève
Im menschlichen Körper werden verschiedene Steroid-Hormone
gebildet. In den Sexualorganen sind es z.B. Progesteron, Oestron
oder Testosteron und in den Nebennieren Cortico-Steroide. Sexualhormone
kommen aber auch in verschiedene Pflanzen vor. Mit der täglichen
Einnahme von Lebensmitteln bringen wir unserem Körper Hormone
zu. Weibliche Sexualhormone kommen vor in Bohnen (Phaseolus vulgaris
L., Fabaceae), in Pflaumen (Prunus domestica L., Rosaceae), im
Mais (Zea mays L., Poaceae), im Reis (Oryza sativa L., Graminae),
im Weizen (Triticum aestivum L., Poaceae) und noch in anderen Pflanzen.
Die enthaltene Mengen sind klein und der direkte Einfluss auf die
Umwelt ist noch nicht bekannt. Der Granatapfel (Punica granatum
L., Punicaceae) enthält allerdings grössere Mengen Oestrogene
in seinen Kernen. Frauen die viel Granatapfelsaft trinken können
Menstruationsprobleme erleiden. Ein regelmässiger Konsum kann
zur Sterilität führen. Auch männliche Sexualhormone
kommen in wenigen Pflanzen vor, z.B. Testosteron in Samen von Pinus
Arten (Pinaceae). Im Sellerie (Apium graveolens L., Apiaceae) hat
man Androstenon gefunden. Dieses flüchtige Testosteronderivat
ist ein Sexuallockstoff (Pheromon), der im Achselschweiss von Männern
in Erregung vorkommt! Der Eber in Erregung produziert ein ähnlicher
Lockstoff (Androstenol), der in der schwarzen Trüffel (Tuber
melanosporum Vitt.) vorkommt. Deshalb setzt man weibliche Schweine
ein um Trüffel zu suchen.
Epidemiologische Studien haben gezeigt dass Asiatische Frauen in
der Menopause weniger Brustkrebs haben als Frauen in anderen Kontinente.
Hitzewallungen und Osteoporose sind auch sehr selten bei Menopausierten
Asiatischen Frauen. Diese Befunde sind in Zusammenhang gebracht
worden mit den Essgewohnheiten und zwar mit dem Konsum von Soja-Präparate,
wie z.B. Tofu. Soja (Glycine max (L.) Merr., Fabaceae) enthält
Isoflavone, die eine gewisse chemische Ähnlichkeit haben mit
Oestrogene. Diese Isoflavone und noch andere Polyphenole haben
eine Affinität für die Rezeptoren der Oestrogene. Mann
nennt diese Stoffe Phytoestrogene. Diese kommen in anderen Pflanzen
vor, wie z.B. im Rotklee (Trifolium pratense L., Fabaceae), in
der Luzerne (Medicago sativa L., Fabaceae) und im Hopfen (Humulus
lupulus L., Cannabaceae). Diese Phytoestrogene werden immer mehr
eingesetzt um Wechseljahrbeschwerden bei der Frau zu bekämpfen.
Können Phytoestrogene die Hormonsubstitutions-Therapie ersetzten
oder ergänzen? Die Frage ist noch nicht total geklärt.
Grosse Mengen von Phytoestrogene können zu Probleme führen.
Rinder und Schafe, die viel Rotklee fressen, weisen Sterilitätsprobleme
vor und Männer, die sehr viel Bier trinken entwickeln grosse
Brüste!