INTERFAKULTÄRE
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GESAMTUNIVERSITÄRER
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Prof. Ch. Pfister, Forschungsstelle für
Regional- und Umweltgeschichte, Historisches Institut
Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags
(abstract)?
Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass
Gesellschaft und Naturhaushalt durch Naturkatastrophen und klimatische Extremereignisse
(Anomalien) gestört werden, die über oder unter einer 'mittleren'
Bandbreite liegen.
1. Welche Anomalien sind auf Grund der natürlichen Variabilität
des Klimas seit 1500 nachgewiesen und wie sind sie entlang der Zeitachse
verteilt?
Die jeweils kältesten und wärmsten Kalendermonate in den letzten
500 Jahren zeigen eine Bandbreite, die weit grösser ist als die Veränderungen
der Monatswerte, die beim Wirksamwerden des verstärkten Treibhauseffekts
im Mittel zu erwarten sind. Die kalten Anomalien sind seit Ende des 19.
Jh. fast kontinuierlich zurückgegangen. Warme Anomalien sind zwischen
1976/85 und 1986/95 viermal häufiger geworden. Diese real dokumentierten
Extremfälle geben uns eine Vorstellung davon, was geschehen könnte,
wenn die Häufigkeit und Intensität solcher Extremereignisse zunehmen
sollte.
2. Gibt es Indizien, die auf einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten
von Naturkatastrophen und Klimaschwankungen schliessen lassen?
Statistiken, die sich nur auf Daten unseres Jahrhunderts abstützen,
greifen zu kurz. Unter natürlichen Klimabedingungen ist mit erheblichen
positiven und negativen Schwankungen in der Häufigkeit von schweren
Überschwemmungen vom Typ 'Brig 1993' zu rechnen.
Was sind meine/unsere Absichten betreffend
Forschung (und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für
die nächsten 2-5 Jahre?
1. Europaweite Rekonstruktion der Zirkulationsverhältnisse, die den
monatlichen Anomalien der Temperatur zwischen dem Mittelalter und 1860 zugrundeliegen
(zusammen mit der Gruppe von Heinz Wanner, Geographisches Institut) im Rahmen
von EU Programmen.
2. Untersuchung der Reaktion von Gesellschaften auf Klimaveränderungen
und Naturkatastrophen im Verlaufe der letzten fünfhundert Jahre, vorwiegend
am Beispiel der Alpenländer. Dabei soll die Wahrnehmung, Deutung und
interessegeleitete Instrumentalisierung vergleichbarer Ereignisse im Vordergrund
stehen. Vor allem geht es um die Frage, inwieweit eine Häufung von
Extremereignissen die Durchsetzung neuer Interpretationsmuster begünstigt.
Welches sind die Bezüge zwischen dem
Thema/Inhalt des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte
des GUS?
Der Bezug zum Teilschwerpunkt "Klima"
ist offensichtlich. Ein Bezug zum Teilschwerpunkt "Umweltantwortliches
Handeln" ergibt sich durch die Überlegung, dass neue Interpretationsmuster
und institutionelle Rahmenbedingungen, die ein umweltverantwortliches Handeln
befördert haben (u.a. Forstgesetz) in der Vergangenheit jeweils in
relativ kurzer Zeit zustandegekommen sind, sofern in den Jahrzehnten zuvor
die nötige Vorarbeit geleistet worden war und sofern die äusseren
Bedingungen günstig waren. In diesem Sinne können historische
Untersuchungen zu einer Standortbestimmung in der Gegenwart beitragen.
© 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS |