INTERFAKULTÄRE
|
GESAMTUNIVERSITÄRER
|
Dr. M. Stuber, Medizinhistorisches Institut
Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags
(abstract)?
Das Konzept Sustainable Development hat seinen
Ursprung in den historischen Wäldern Mitteleuropas. Dieser jahrhundertealte
Erfahrungsschatz im Umgang mit der knappen Ressource Wald ist heute grösstenteils
verschüttet - unter einem Berg von Steinkohle und einem See von Erdöl.
Der vorliegende Beitrag beabsichtigt, den abgerissenenen
Diskussionsstrang zu rekonstruieren und als anwendungsorientierte Umweltgeschichte
nutzbar zu machen für die aktuelle Diskussion. Am Beispiel des Kantons
Bern werden die Perspektiven, Vorstellungen und Theorien untersucht, die
hinter historischen Konzepten von Nachhaltigkeit standen, die Steuerungsinstrumente
bewertet, die zu ihrer Umsetzung eingesetzt wurden und ihre Tauglichkeit
auf der Ebene realhistorischer Prozesse überprüft. Dabei wird
deutlich, dass die forstliche Nachhaltigkeit des 18. und 19. Jahrhunderts
weit über das hinausging, was heute in den meist unternutzten europäischen
Wäldern darunter verstanden wird: Es handelte sich um umweltpolitische
Gesamtkonzeptionen, mit denen gleichzeitig die verschiedenen Nutzungsansprüche
koordiniert, der Verbrauch reduziert und der Ertrag maximiert und verstetigt
werden sollte.
Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung
(und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten
2-5 Jahre?
Das Beitragsthema ist meinerseits insofern abgeschlossen, als dass es
sich um einen Ausschnitt aus meiner Dissertation handelt, die in Kürze
als Beiheft der Schweizerischen Forstzeitschrift publiziert wird. Im Rahmen
des Berner Haller-Projekts ist aber für 1998 eine Untersuchung geplant,
in der ich mich schwergewichtig ebenfalls mit nachhaltiger Ressourcennutzung
im 18. Jahrhundert befassen werde. Im Vordergrund stehen werden Albrecht
von Hallers Bemühungen um eine energieschonende Salzgewinnung und seine
Beiträge zur Verwissenschaftlichung der Forst- und Landwirtschaft.
Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt
des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?
Inhaltlich ist der Bezug zum GUS für den Teilschwerpunkt 1 gegeben.
Die historische Betrachtungsweise bietet Möglichkeiten, 'Umweltverantwortliches
Handeln' in Gesellschaften zu analysieren, die sich zwingend vorwiegend
auf lokale und erneuerbare Ressourcen stützen. Dabei lenkt die sich
im 18. Jahrhundert verstärkende Verwissenschaftlichung von Umwelthandeln
die Forschungsperspektive insbesondere auf die Auseinandersetzungen zwischen
wissenschaftlichen und traditionellen Umweltrationalitäten.
||
© 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS |