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      Berner Ökologietag vom 4. Februar 1997


      "Innovationsstrategien für Unternehmen, Staat und Akteurnetze - Schritte auf dem Weg zum ökologischen Umbau"

      B. Meier, Geographisches Institut

      Dr. J. Minsch, Institut für Wirtschaft und Verwaltung (Hochschule St. Gallen)

      Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags (abstract)?

      Die wirtschaftliche Entwicklung geht nicht in Richtung Nachhaltige Entwicklung. Daran ändert auch der mit vielen Hoffnungen verbundene Weg in die Dienstleistungsgesellschaft nichts, zumindest nicht unter den heutigen Bedingungen - im Gegenteil, die ökologische Situation verschlechtert sich! Gleichzeitig prägt umweltpolitische Lähmung das Bild. Die Aufmerksamkeit gehört den drängenden wirtschaftspolitischen Problemen.

      Im Referat soll aufgezeigt werden, wie unter diesen Umständen doch Schritte in Richtung Nachhaltige Entwicklung möglich sind. Zunächst durch eine neue Sicht der Dinge, die Wahrnehmungsbarrieren durchbricht und den Blick auf neue ökologische Innovationsperspektiven und auf ihre Umsetzungsbedingungen frei gibt. Und dann durch den Mut zum Umbau - zur Umsetzung der Innovationsperspektiven auf der Ebene der Unternehmen und der Politik, gefördert und beschleunigt durch Innovationskooperationen in Akteurnetzen! Erfolgsversprechende ökologische Innovationsperspektiven der Unternehmen streben funktions- und bedürfnisorientierte Lösungen an. Sie gehen damit weit über die herkömmlichen Verbesserungen bei Produktionsprozessen und Produkten hinaus. Die ökologische Innovationsperspektive mit Zukunft im Bereich der Politik ist die Ökologische Grobsteuerung. Sie ist der Kern einer ökologisch orientierten Wirtschaftspolitik, die die ökologischen und die wirtschaftspolitischen Probleme gleichzeitig einer Lösung näherbringt. Das Erkennen neuer Lösungen ist ein kollektiver Verständigungs-, Such- und Lernprozess. Ohne diesen dominieren weiterhin Polarisierung und Blockaden das Feld. Innovationskooperationen zwischen den Unternehmen und zwischen Unternehmen und Akteuren der Politik weisen den Weg in Richtung Nachhaltige Entwicklung.

      Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung (und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten 2-5 Jahre?

      Die Gruppe für Wirtschaftsgeographie und Regionalforschung beteiligt sich mit dem Projekt "Strategien und Instrumente zur nachhaltigen Oekologisierung des Bedürfnisfeldes Ernährung durch 'Regionale Produkte'" an der zweiten Projektkphase des Schwerpunktprogramms Umwelt (1996 - 2000). Anhand von Beispielen aus dem In- und Ausland sowie ländlich-touristischen und städtischen Regionen soll geklärt werden, welcher Beitrag von "Regionalen Produkten" für den Transformationsprozess des Bedürfnisfeldes Ernährung Richtung Nachhaltigkeit zu erwarten ist und mit welchen Strategien und Instrumenten dieser Beitrag optimiert werden kann. Im Vordergrund stehen Strategien und Instrumente, mit denen auf der Basis der (bisherigen) kooperativen Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure eine entsprechende Optimierung erreicht werden kann. Unter dem Begriff "Regionale Produkte" werden sowohl die materiellen Produkte (Lebensmittel) wie auch die dahinter stehenden Trägerschaften (Innovationskooperationen unterschiedlicher Akteure entlang von Produktionsketten sowie staatlicher Institutionen oder Interessenorganisationen) zusammengefasst. Dieses Projekt ist Teil des IP Gesellschaft (Projektkoordinator Dr. J. Minsch, St. Gallen) "Nachhaltige Schweiz im internationalen Kontext: Visionen, Strategien und Instrumente, entwickelt am Beispiel des Bedürfnisfeldes Ernährung".

      Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?

      Die im Referat vorgestellten Resultate der ersten Projektphase und die für die nächsten Jahre geplanten Arbeiten können dem TSP1 "Umweltverantwortliches Handeln" zugeordnet werden. Ziel unserer Arbeit ist es, anhand von laufenden oder bereits realisierten ökologischen Innovationen die Voraussetzungen, Funktionsweise und Outputs von Innovationsprozessen, an denen unterschiedliche Akteure beteiligt sind, zu analysieren und sie im Bezug auf Nachhaltigkeit zu bewerten. Daraus sollen Strategien und Instrumente entwickelt werden, mit denen Innovationsprozesse nachhaltiger gestaltet werden können. Aus einer wirtschaftsgeographischen Perspektive erwarten wir daraus vertiefende Erkenntnisse zur Bedeutung von Kooperationen in ökologischen Innovationsprozessen sowie Impulse für eine Theorie "nachhaltiger regionaler Innovationssysteme". Im transdisziplinären Diskurs werden konkretisierende Resultate in den Bereichen Nachhaltigkeitskriterien, Restriktionen und Optionen unterschiedlicher Akteure bei kooperativen Oekologisierungsprozessen, Möglichkeiten und Grenzen des Bedürfnisfeldansatzes sowie zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft bei gesellschaftlichen Transformationsprozessen angestrebt.



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        © 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS