INTERFAKULTÄRE
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GESAMTUNIVERSITÄRER
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B. Krummenacher, Gruppe für Geomorphologie,
Geographisches Institut
Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags
(abstract)?
Mit der sich abzeichnenden allgemeinen Klimaerwärmung
muss damit gerechnet werden, dass der Permafrost, vor allem an der Untergrenze
in Höhenlagen von 2500 bis 3000 m ü. M., langsam abschmelzen könnte.
Um diesen Sachverhalt zu dokumentieren führt die Gruppe für Geomorphologie
(PD. Dr. H. Kienholz) seit 1988 systematische Untersuchungen zu periglazialen
Formen und Prozessen im Furggentälti (2500 - 2800 m ü. M.) durch.
Das Furggentälti liegt auf der Ostseite des Daubensees beim Gemmipass
zwischen den Plattenhörnern im Süden und dem Rinderhorn im Norden.
Das Gebiet des oberen Furggentältis weist einen vielfältigen periglazialen
Formenschatz auf. Dazu gehört als auffälligste Form ein aktiver
Blockgletscher von ca. 350m Länge. Frostmusterböden, Erdkuchen,
Steinringe, Solifluktionszungen, sowie Wanderblöcke sind ebenfalls
prägende Elemente dieser alpinen Landschaft.
Zur Bestimmung der Veränderungen der allgemein sehr langsam ablaufenden periglazialen Prozesse werden verschiedene Methoden angewendet und zum Teil neu entwickelt.
Methode 1: Die kontinuierliche Erfassung der Basistemperatur der winterlichen Schneedecke sowie der Bodenoberfläche gibt einen zuverlässigen Hinweis zur räumlichen Verbreitung des fleckenhaften Permafrostes. Mit der langfristigen Erfassung dieses Parameters können Veränderungen der Permafrostverbreitung erfasst werden.
Methode 2: Der Blockgletscher im Furggentälti
weist innerhalb der letzten 8 Jahre erhebliche Verschiebungsbeträge
auf. Auf der Basis von photogrammetrischen Aufnahmen von 1990 und 1995 konnte
die Deformation bzw. die Massenbilanz des Blockgletschers quantitativ bestimmt
werden. Ein Massenverlust wäre einem Abschmelzen des Permafrostes gleichzusetzen.
Methode 3: Eine wichtige Basis zur Erfassung der räumlichen Permafrost-Verteilung einerseits und des Energiehaushaltes andererseits bildet die Kenntnis der räumlich - zeitlichen Strahlungsverhältnisse sowie der Entwicklung des Einschneiens und des Ausaperns. Zur Bestimmung dieser Grössen wurde eine Verfahren entwickelt, das erlaubt, das Einschneien und das Ausapern mittels der digitalen Bildverarbeitung auf Orthofotobasis quantitative festzuhalten.
Methode 4: Die langsamen Prozesse der Solifluktion
und die Bildung von Steinringen und Erdkuchen sind sehr eng mit dem zeitlichen
Verlauf des Einschneiens und des Ausaperns, sowie dem Wasserangebot aus
der Schneeschmelze gekoppelt. Mit der terrestrischen Präzisionsvermessung
von 20 Punkten einer Solifluktionszunge seit 1990 können diese Zusammenhänge
klar dargestellt werden.
Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung
(und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten
2-5 Jahre?
Direkte Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Permafrostverbreitung
im Untersuchungsgebiet konnten aus der 8-jährigen Messreihe nicht eindeutig
nachgewiesen werden. Da Veränderungen im Permafrost mit einer zeitlichen
Verzögerung eintreten, müssen die Untersuchungen noch mehrere
Jahre weitergeführt werden.
Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt
des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?
Die Permafrostkörper in unseren Gebirgsräumen stellen eine hochsensible
Schnittstelle zum Klima dar. Signale der Klimaveränderung wirken
mit einer zeitlichen Verzögerung auf den Permafrost ein. Besonders
die tiefgelegenen Permafrostvorkommen, deren Temperaturen nur wenige Grad
Celsius unter dem Gefrierpunkt liegen, und zudem geringmächtig sind,
könnten bei einer weiteren Erwärmung abschmelzen. Die damit verbundene
Destabilisierung des Untergrundes durch die wegfallenden Armierungseffekte
des Poreneises sind die Folgen.
Mit der exakten Analyse des Erwärmungsindikators Permafrost kann
ein Beitrag zur Umweltdynamik im abiotischen Teil im Teilschwerpunkt "Klimaforschung
und Immissionsökologie" geleistet werden.
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© 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS |