INTERFAKULTÄRE
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GESAMTUNIVERSITÄRER
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Dr. M. Giacometti, Untersuchungsstelle für
Wildtierkrankheiten, Institut für Tierpathologie
Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags
(abstract)?
Die Schweizer Alpen bieten ganzjährig
Lebensraum für rund 15'000 Steinböcke, 80'000 Gemsen, 20'000 Rothirsche
und mehrere zehntausend Rehe. Gleichzeitig werden über 350'000 Kühe,
Rinder und Kälber, 230'000 Schafe und 9'000 Ziegen auf subalpinen und
alpinen Weiden gesömmert. Die aufgrund der mehrfachen Inanspruchnahme
des verfügbaren Lebensraumes in Erscheinung tretenden interspezifischen
Interaktionen sind verschiedener Art. Einerseits kann es zu Nahrungskonkurrenz
und Meideverhalten kommen, andererseits können Infektionskrankheiten
übertragen werden, für die mehrere Tierarten empfänglich
sind. Hier muss an Ectyma contagiosum, infektiöse Keratokonjunktivitis,
Moderhinke, bakteriell bedingte Lungenentzündungen und Parasitosen
gedacht werden.
Die Ausrottung von Seuchen, sofern ein gesundheitliches
oder wirtschaftliches Bedürfnis besteht und das Ziel mit einem vertretbaren
Aufwand erreicht werden kann, ist eine Zielsetzung der Tierseuchenbekämpfung
in der Schweiz (vgl. Art. 1a TSG vom 18. Juni 1993). Therapeutische und
prophylaktische Massnahmen sind aber bei freilebenden Wildtieren nur äusserst
beschränkt durchführbar und erscheinen meist wenig sinvoll. Hingegen
ist es durch gezielte und konsequent durchgeführte Massnahmen möglich,
Haustierbestände von bestimmten Infektionskrankheiten zu sanieren (zum
Beispiel Caprine Arthritis-Enzephalitis und ansteckende Agalaktie der Ziegen,
Brucellose und Moderhinke der Schafe).
Durch ätiologische, epidemiologische,
immunologische und wirtschaftliche Abklärungen sollte geprüft
werden, welche der bei freilebenden Wildwiederkäuern auftretenden Infektionskrankheiten
auf regionaler oder nationaler Ebene bekämpft bzw. getilgt werden sollten.
Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung
(und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten
2-5 Jahre?
In enger Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen (Institut für
Veterinär-Bakteriologie der Universität Bern, Zoologisches Institut
der Universität Bern, Naturhistorisches Museum Bern, Institut Galli-Valerio
Lausanne) wollen wir prüfen, ob bei der infektiösen Keratokonjunktivitis
und bei der Moderhinke Wechselwirkungen zwischen den kleinen Hauswiederkäuern
und den Wildwiederkäuern Gemse und Steinbock bestehen. Neben den ätiologischen
Aspekten ist die Frage wichtig, ob sich die beiden erwähnten Infektionskrankheiten
in den Wildtierpopulationen ohne gelegentliche Infektion durch den Kontakt
mit Hauswiederkäuern langfristig erhalten können. Schliesslich
soll geprüft werden, ob eine Bekämpfung der beiden erwähnten
Krankheiten bei den Schaf- und Ziegenbeständen mit einem vernünftigen
Aufwand machbar und sinnvoll ist.
Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt
des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?
Teilschwerpunkt "Umwelt und Gesundheit": Aufgrund der uns zur
Verfügung gestellten Zusammenstellung habe ich den Eindruck, dass die
Bezüge sehr marginal sind, denn wir befassen uns derzeit nicht mit
Zoonosen (die Gesundheit des Menschen ist nicht tangiert).
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© 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS |