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      Berner Ökologietag vom 4. Februar 1997


      "Infektionskrankheiten bei Wild- und Hauswiederkäuern: mögliche Wechselwirkungen und Spannungsfelder"

      Dr. M. Giacometti, Untersuchungsstelle für Wildtierkrankheiten, Institut für Tierpathologie

      Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags (abstract)?

      Die Schweizer Alpen bieten ganzjährig Lebensraum für rund 15'000 Steinböcke, 80'000 Gemsen, 20'000 Rothirsche und mehrere zehntausend Rehe. Gleichzeitig werden über 350'000 Kühe, Rinder und Kälber, 230'000 Schafe und 9'000 Ziegen auf subalpinen und alpinen Weiden gesömmert. Die aufgrund der mehrfachen Inanspruchnahme des verfügbaren Lebensraumes in Erscheinung tretenden interspezifischen Interaktionen sind verschiedener Art. Einerseits kann es zu Nahrungskonkurrenz und Meideverhalten kommen, andererseits können Infektionskrankheiten übertragen werden, für die mehrere Tierarten empfänglich sind. Hier muss an Ectyma contagiosum, infektiöse Keratokonjunktivitis, Moderhinke, bakteriell bedingte Lungenentzündungen und Parasitosen gedacht werden.

      Die Ausrottung von Seuchen, sofern ein gesundheitliches oder wirtschaftliches Bedürfnis besteht und das Ziel mit einem vertretbaren Aufwand erreicht werden kann, ist eine Zielsetzung der Tierseuchenbekämpfung in der Schweiz (vgl. Art. 1a TSG vom 18. Juni 1993). Therapeutische und prophylaktische Massnahmen sind aber bei freilebenden Wildtieren nur äusserst beschränkt durchführbar und erscheinen meist wenig sinvoll. Hingegen ist es durch gezielte und konsequent durchgeführte Massnahmen möglich, Haustierbestände von bestimmten Infektionskrankheiten zu sanieren (zum Beispiel Caprine Arthritis-Enzephalitis und ansteckende Agalaktie der Ziegen, Brucellose und Moderhinke der Schafe).

      Durch ätiologische, epidemiologische, immunologische und wirtschaftliche Abklärungen sollte geprüft werden, welche der bei freilebenden Wildwiederkäuern auftretenden Infektionskrankheiten auf regionaler oder nationaler Ebene bekämpft bzw. getilgt werden sollten.

      Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung (und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten 2-5 Jahre?

      In enger Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen (Institut für Veterinär-Bakteriologie der Universität Bern, Zoologisches Institut der Universität Bern, Naturhistorisches Museum Bern, Institut Galli-Valerio Lausanne) wollen wir prüfen, ob bei der infektiösen Keratokonjunktivitis und bei der Moderhinke Wechselwirkungen zwischen den kleinen Hauswiederkäuern und den Wildwiederkäuern Gemse und Steinbock bestehen. Neben den ätiologischen Aspekten ist die Frage wichtig, ob sich die beiden erwähnten Infektionskrankheiten in den Wildtierpopulationen ohne gelegentliche Infektion durch den Kontakt mit Hauswiederkäuern langfristig erhalten können. Schliesslich soll geprüft werden, ob eine Bekämpfung der beiden erwähnten Krankheiten bei den Schaf- und Ziegenbeständen mit einem vernünftigen Aufwand machbar und sinnvoll ist.

      Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?

      Teilschwerpunkt "Umwelt und Gesundheit": Aufgrund der uns zur Verfügung gestellten Zusammenstellung habe ich den Eindruck, dass die Bezüge sehr marginal sind, denn wir befassen uns derzeit nicht mit Zoonosen (die Gesundheit des Menschen ist nicht tangiert).



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        © 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS