INTERFAKULTÄRE
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GESAMTUNIVERSITÄRER
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Prof. M. Koukkou-Lehmann, Psychiatrische Universitätsklinik
(Ostermundigen)
Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags
(abstract)?
Wir gehen davon aus, dass die Gefährdung
der psychobiologischen Gesundheit und der natürlichen Lebensgrundlagen
des Menschen - die Umweltprobleme am Ende des 20. Jahrhunderts - Folgen
der sogenannten intelligenten Leistungen des menschlichen Gehirns sind.
Das bedeutet, dass der Mensch Verursacher und Betroffener von Umweltproblemen
ist (im Konflikt mit der Natur in ihm und um ihn herum steht), aber auch,
dass die Lösungen für diese Probleme durch menschliche Aktivitäten
erhofft werden können (vgl. 1.)
Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, was die Hirnforschung beitragen kann für das Verstehen der Entstehung dieses komplexen Phänomens; spezifischer für das Erforschen
a) wie der Mensch durch seine sogenannten intelligenten Leistungen "Opferer" seiner eigenen Lebensqualität geworden ist und
b) warum der Mensch trotz der wachsenden Einsicht in die Pathogenese
seiner Gefährdung, die Realisierung von konkreten Vorschlägen
für die Abwendung der Gefährdung hindert.
Es werden die Grundthesen eines systemtheoretisch orientierten Modells
der Funktionen des menschlichen Gehirns vorgestellt und für die Besprechung
dieser komplexen Fragen benutzt. Das Modell stellt das Ergebnis einer Synthese
von Theorien und empirischen Daten aus neuro- und humanwissenschaftlichen
Forschungsdisziplinen dar, die sich mit der Natur und den Entstehungsprozessen
komplexer menschlicher Leistungen (Denken, Emotionen, Pläne, Entscheidungen,
Problemlösungen etc.) durch die Funktionen des menschlichen Gehirns
beschäftigen.
Die grundsätzliche These dieser Synthese ist: Der Hauptgrund der
meisten, durch menschliche intelligente Leistungen verursachten, Umweltprobleme
soll gesucht werden in irrtümlichen philosophischen und wissenschaftstheoretischen
Annahmen, welche der
Mensch formuliert hat in seinen historischen Bemühungen, die organisierenden
Prinzipien und den Zweck seines Verhaltens wie auch seine Position in der
Welt zu erklären (vgl. 2). Das Hauptcharakteristikum irrtümlicher
wissenschaftstheoretischer Annahmen (Arbeitsmodelle) über die organisierenden
Prinzipien des menschlichen Verhaltens ist die Missinterpretation jener
Funktionen des menschlichen Gehirns, aus denen das ensteht, was die Menschheit
psychische oder intelligente Leistungen genannt hat (z.B. dualistische oder
reduktionistisch-identistische Modelle oder Triebkonfliktsmodelle). Diesen
irrtümliche Annahmen und Missinterpretationen verursachen ihre primären
negativen Effekte durch die Hirnfunktionen, mit denen der Mensch seine Kultur
internalisiert, insbesondere während der Entwicklung. Auf der Ebene
der Hirnforschung: Irrtümliche Annahmen über die Funktionsweise
und die Funktionen des menschlichen Gehirns leiten die Fähigkeit der
Wahrnehmung der realen Gründe der Probleme, und damit die Suche nach
adäquaten Lösungen, bzw. die Fähigkeit, existierenden Lösungen
die Priorität zu geben, irre.
Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung
(und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten
2-5 Jahre?
Unsere Hirnforschung konzentriert sich auch weiterhin auf die Ueberprüfung
dieser komplexen These.
Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt
des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?
Unser Forschungs- und Lehr-Gebiet steht in direktem Bezug zu allen drei
Teilschwerpunkten des Gesamtuniversitären Schwerpunkts "Oekologie/Umweltwissenschaften"
(GUS): am engsten aber mit dem Teilschwerpunkt "Umwelt und Gesundheit".
1. R. Kaufmann-Hayoz: Der Mensch und die Umweltprobleme.
In: R. Kaufmann-Hayoz & A. Di Giulio (Hrsg.) Umweltproblem Mensch, P.
Haupt, Bern, 1996, pp. 7-19.
2. M. Koukkou & D. Lehmann: Models of human brain functions
and dysfunctional elements in human history: A close relation. In: D. Razis
(ed.) The human Predicament. Prometheus Books, 1996, pp. 269-280.
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© 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS |