INTERFAKULTÄRE
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      Berner Ökologietag vom 4. Februar 1997


      "Modelle der Funktionen des menschlichen Gehirns und das Umwelt-Problem Mensch:
      Es gibt eine enge Beziehung!"

      Prof. M. Koukkou-Lehmann, Psychiatrische Universitätsklinik (Ostermundigen)

      Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags (abstract)?

      Wir gehen davon aus, dass die Gefährdung der psychobiologischen Gesundheit und der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen - die Umweltprobleme am Ende des 20. Jahrhunderts - Folgen der sogenannten intelligenten Leistungen des menschlichen Gehirns sind. Das bedeutet, dass der Mensch Verursacher und Betroffener von Umweltproblemen ist (im Konflikt mit der Natur in ihm und um ihn herum steht), aber auch, dass die Lösungen für diese Probleme durch menschliche Aktivitäten erhofft werden können (vgl. 1.)

      Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, was die Hirnforschung beitragen kann für das Verstehen der Entstehung dieses komplexen Phänomens; spezifischer für das Erforschen

      a) wie der Mensch durch seine sogenannten intelligenten Leistungen "Opferer" seiner eigenen Lebensqualität geworden ist und

      b) warum der Mensch trotz der wachsenden Einsicht in die Pathogenese seiner Gefährdung, die Realisierung von konkreten Vorschlägen für die Abwendung der Gefährdung hindert.

      Es werden die Grundthesen eines systemtheoretisch orientierten Modells der Funktionen des menschlichen Gehirns vorgestellt und für die Besprechung dieser komplexen Fragen benutzt. Das Modell stellt das Ergebnis einer Synthese von Theorien und empirischen Daten aus neuro- und humanwissenschaftlichen Forschungsdisziplinen dar, die sich mit der Natur und den Entstehungsprozessen komplexer menschlicher Leistungen (Denken, Emotionen, Pläne, Entscheidungen, Problemlösungen etc.) durch die Funktionen des menschlichen Gehirns beschäftigen.

      Die grundsätzliche These dieser Synthese ist: Der Hauptgrund der meisten, durch menschliche intelligente Leistungen verursachten, Umweltprobleme soll gesucht werden in irrtümlichen philosophischen und wissenschaftstheoretischen Annahmen, welche der

      Mensch formuliert hat in seinen historischen Bemühungen, die organisierenden Prinzipien und den Zweck seines Verhaltens wie auch seine Position in der Welt zu erklären (vgl. 2). Das Hauptcharakteristikum irrtümlicher wissenschaftstheoretischer Annahmen (Arbeitsmodelle) über die organisierenden Prinzipien des menschlichen Verhaltens ist die Missinterpretation jener Funktionen des menschlichen Gehirns, aus denen das ensteht, was die Menschheit psychische oder intelligente Leistungen genannt hat (z.B. dualistische oder reduktionistisch-identistische Modelle oder Triebkonfliktsmodelle). Diesen irrtümliche Annahmen und Missinterpretationen verursachen ihre primären negativen Effekte durch die Hirnfunktionen, mit denen der Mensch seine Kultur internalisiert, insbesondere während der Entwicklung. Auf der Ebene der Hirnforschung: Irrtümliche Annahmen über die Funktionsweise und die Funktionen des menschlichen Gehirns leiten die Fähigkeit der Wahrnehmung der realen Gründe der Probleme, und damit die Suche nach adäquaten Lösungen, bzw. die Fähigkeit, existierenden Lösungen die Priorität zu geben, irre.

      Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung (und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten 2-5 Jahre?

      Unsere Hirnforschung konzentriert sich auch weiterhin auf die Ueberprüfung dieser komplexen These.

      Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?

      Unser Forschungs- und Lehr-Gebiet steht in direktem Bezug zu allen drei Teilschwerpunkten des Gesamtuniversitären Schwerpunkts "Oekologie/Umweltwissenschaften" (GUS): am engsten aber mit dem Teilschwerpunkt "Umwelt und Gesundheit".


      1. R. Kaufmann-Hayoz: Der Mensch und die Umweltprobleme. In: R. Kaufmann-Hayoz & A. Di Giulio (Hrsg.) Umweltproblem Mensch, P. Haupt, Bern, 1996, pp. 7-19.

      2. M. Koukkou & D. Lehmann: Models of human brain functions and dysfunctional elements in human history: A close relation. In: D. Razis (ed.) The human Predicament. Prometheus Books, 1996, pp. 269-280.



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        © 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS