INTERFAKULTÄRE
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Dr. S. Bacher, Zoologisches Institut
Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags
(abstract)?
Die biologische Unkrautbekämpfung mit
Insekten als Agenten wird seit etwa 100 Jahren erfolgreich durchgeführt,
allerdings fast ausschliesslich gegen exotische, d.h. florenfremde, eingeschleppte
Unkrautarten, sogenannte Neophyten. Diesen werden aus dem ursprünglichen
Heimatgebiet stammende, spezialisierte Insektenarten als natürliche
Gegenspieler nachgeführt, die sich selbständig ausbreiten und
im Idealfall die Unkrautpopulationen nachhaltig unterhalb einer tolerierbaren
Schadensschwelle halten ("klassische biologische Unkrautbekämpfung").
Die biologische Bekämpfung einheimischer
Unkräuter existiert hingegen fast nur als theoretisches Konzept und
kann auf nur wenige Erfahrungen aus der Praxis zurückgreifen. Sie unterscheidet
sich von der klassischen Unkrautbekämpfung in erster Linie dadurch,
dass man i.d.R. schon vorhandene Insektenpopulationen fördert, während
bei der klassischen Methode neue Insektenarten in ein Gebiet einführt
werden. Eine gezielte Nützlingsförderung durch ein geeignetes
Habitatmanagement könnte ebenso wie bei der Bekämpfung von Agrarschädlingen
zu einer nachhaltigen Regulierung von Problemunkräutern beitragen.
Gezielte Eingriffe ins Agrarökosystem setzen allerdings eine genaue
Kenntnis des Zusammenspiels von Herbivoren und Wirtspflanze voraus. Diese
ist in den meisten Fällen nur lückenhaft vorhanden.
Am Problemunkraut Ackerkratzdistel (Cirsium
arvense (L.) Scop.) wird beispielhaft das Potential ausgewählter
phytophager Insektenarten für eine biologische Bekämpfung aufgezeigt.
Ob sich eine Insektenart eignet, hängt u.a. von ihrer Wirtsspezifität,
der Wirtsnutzung und der Schädigung der Wirtspflanze ab. Weiterhin
ist die Kenntnis von Schlüsselfaktoren, die ausreichend hohe Populationsdichten
unter jetzigen Umständen verhindern, notwendig, um gezielte Massnahmen
zur Förderung geeigneter Arten treffen zu können.
Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung
(und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten
2-5 Jahre?
Die Forschung wird in den nächsten Jahren in vier Bereichen durchgeführt:
1. Der Unkrautstatus der Ackerkratzdistel unter mitteleuropäischen Verhältnissen (Anteil der Wurzel-/Sprosskonkurrenz; Ernteausfall; Ausbreitung und Ausbreitungsmechanismus)
2. Die Empfindlichkeit der Pflanze auf Wasserstress, Entlaubung, Wurzel- und Sprossschäden
3. Handelt es sich bei dem Wurzelkomplex der Ackerkratzdistel um eine von natürlichen Gegenspielern unbesetzte Nische, wenn ja, was sind die Gründe?
4. Wirtsspezifität und Einfluss ausgewählter Insektenarten auf
die Konkurrenzkraft und Populationsdynamik der Ackerkratzdistel
Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt
des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?
Eine direkte Beziehung besteht zu keinem der drei genannten Teilschwerpunkten,
so wie sie definiert sind. Der Einsatz von biologischen und nachhaltigen
Massnahmen im Pflanzenschutz anstelle von chemischen, nur kurzfristig wirksamen
kann jedoch als direkt umweltverantwortliches Handeln (TSP 1) bezeichnet
werden. Durch den indirekten Rückgang der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel
wird weiterhin ein Beitrag zur Gesundheit des Menschen (TSP 3) geleistet,
indem weniger gesundheitlich bedenkliche Chemikalien in die Umwelt gelangen.
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© 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS |