INTERFAKULTÄRE
      EINRICHTUNG FÜR
      ALLGEMEINE ÖKOLOGIE

      GESAMTUNIVERSITÄRER
      SCHWERPUNKT ÖKOLOGIE
      UMWELTWISSENSCHAFTEN


      Berner Ökologietag vom 4. Februar 1997


      "Biologische Bekämpfung einheimischer Unkräuter mit Insekten"

      Dr. S. Bacher, Zoologisches Institut

      Was ist der Inhalt meines/unseres Beitrags (abstract)?

      Die biologische Unkrautbekämpfung mit Insekten als Agenten wird seit etwa 100 Jahren erfolgreich durchgeführt, allerdings fast ausschliesslich gegen exotische, d.h. florenfremde, eingeschleppte Unkrautarten, sogenannte Neophyten. Diesen werden aus dem ursprünglichen Heimatgebiet stammende, spezialisierte Insektenarten als natürliche Gegenspieler nachgeführt, die sich selbständig ausbreiten und im Idealfall die Unkrautpopulationen nachhaltig unterhalb einer tolerierbaren Schadensschwelle halten ("klassische biologische Unkrautbekämpfung").

      Die biologische Bekämpfung einheimischer Unkräuter existiert hingegen fast nur als theoretisches Konzept und kann auf nur wenige Erfahrungen aus der Praxis zurückgreifen. Sie unterscheidet sich von der klassischen Unkrautbekämpfung in erster Linie dadurch, dass man i.d.R. schon vorhandene Insektenpopulationen fördert, während bei der klassischen Methode neue Insektenarten in ein Gebiet einführt werden. Eine gezielte Nützlingsförderung durch ein geeignetes Habitatmanagement könnte ebenso wie bei der Bekämpfung von Agrarschädlingen zu einer nachhaltigen Regulierung von Problemunkräutern beitragen. Gezielte Eingriffe ins Agrarökosystem setzen allerdings eine genaue Kenntnis des Zusammenspiels von Herbivoren und Wirtspflanze voraus. Diese ist in den meisten Fällen nur lückenhaft vorhanden.

      Am Problemunkraut Ackerkratzdistel (Cirsium arvense (L.) Scop.) wird beispielhaft das Potential ausgewählter phytophager Insektenarten für eine biologische Bekämpfung aufgezeigt. Ob sich eine Insektenart eignet, hängt u.a. von ihrer Wirtsspezifität, der Wirtsnutzung und der Schädigung der Wirtspflanze ab. Weiterhin ist die Kenntnis von Schlüsselfaktoren, die ausreichend hohe Populationsdichten unter jetzigen Umständen verhindern, notwendig, um gezielte Massnahmen zur Förderung geeigneter Arten treffen zu können.

      Was sind meine/unsere Absichten betreffend Forschung (und allenfalls Lehre) im Bereich des Beitragsthemas für die nächsten 2-5 Jahre?

      Die Forschung wird in den nächsten Jahren in vier Bereichen durchgeführt:

      1. Der Unkrautstatus der Ackerkratzdistel unter mitteleuropäischen Verhältnissen (Anteil der Wurzel-/Sprosskonkurrenz; Ernteausfall; Ausbreitung und Ausbreitungsmechanismus)

      2. Die Empfindlichkeit der Pflanze auf Wasserstress, Entlaubung, Wurzel- und Sprossschäden

      3. Handelt es sich bei dem Wurzelkomplex der Ackerkratzdistel um eine von natürlichen Gegenspielern unbesetzte Nische, wenn ja, was sind die Gründe?

      4. Wirtsspezifität und Einfluss ausgewählter Insektenarten auf die Konkurrenzkraft und Populationsdynamik der Ackerkratzdistel

      Welches sind die Bezüge zwischen dem Thema/Inhalt des Beitrags und einem oder mehreren der drei Teilschwerpunkte des GUS?

      Eine direkte Beziehung besteht zu keinem der drei genannten Teilschwerpunkten, so wie sie definiert sind. Der Einsatz von biologischen und nachhaltigen Massnahmen im Pflanzenschutz anstelle von chemischen, nur kurzfristig wirksamen kann jedoch als direkt umweltverantwortliches Handeln (TSP 1) bezeichnet werden. Durch den indirekten Rückgang der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel wird weiterhin ein Beitrag zur Gesundheit des Menschen (TSP 3) geleistet, indem weniger gesundheitlich bedenkliche Chemikalien in die Umwelt gelangen.



      ||


        © 1997, IKAÖ Universität Bern, Last modified 04.11.97/LBS