Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) |
Moorlandschaften entstanden durch Jahrhunderte lange, sanfte und extensive, insbesondere land- und forstwirtschaftliche Nutzungen. Moorlandschaften sind Produkt und Zeugnis historischer, auf langfristige Nutzung ausgerichtete Produktionsformen. Über die sanfte Nutzung entstand eine relativ hohe, kulturell bedingte Biodiversität.
Zudem umfassen Moorlandschaften per Definition „unberührte“ Gebiete (Biotope) mit hoher, einzigartiger natürlicher Biodiversität. Entsprechend gelten Moorlandschaften als äusserst wertvolle Landschaften, sowohl im biologisch-ökologischen, allgemein-ökologischen als auch im kulturhistorischen Sinne. Sie haben einen vielfachen gesellschaftlichen Wert, so u.a. einen ästhetischen, historisch-kulturellen, naturschützerischen und agrar-ökologischen. Sie werden zunehmend auch touristisch, pädagogisch-didaktisch und für das menschliche Wohlbefinden bedeutungsvoll.
Der ganz grosse Teil der Moorlandschaften in Europa wurde im 19. Jahrhundert (u.a. Meliorationen) und dann im 20. Jahrhundert (u.a. mit der Industrialisierung der Landwirtschaft) zerstört. Es ist unterdessen ein breit anerkanntes Ziel, die restlichen Moorlandschaften von nationaler und internationaler Bedeutung langfristig zu erhalten. In der Schweiz beispielsweise sind Moorlandschaften von nationaler Bedeutung als einziger Landschaftstyp verfassungsrechtlich (Art. 78 Bundesverfassung) und allgemeinverbindlich geschützt.
Trotz der Schutzbestimmungen ist der langfristige Erhalt der Moorlandschaften de facto nicht gesichert: u.a. die Nutzungsaufgabe in der Landwirtschaft, der Rückgang der Pflegearbeiten, Verbuschungen, der institutionelle Wandel, neuere Nutzungen wie Skitourismus etc. gefährden Moorlandschaften.
Das Projekt wird im Rahmen der COST-Aktion 27 durchgeführt, mit der vor-industrielle Elemente in der europäischen Landschaft, die durch Aufgabe traditioneller landwirtschaftlicher und Bergbau-Aktivitäten gefährdet sind, identifiziert und evaluiert werden sollen.
Moorlandschaften gehören zu den europaweit stark gefährdeten und gleichzeitig aus vielfachen Gründen als erhaltenswert eingestuften historischen Kulturlandschaften. Obwohl sich die Untersuchung auf die Schweiz und innerhalb der Schweiz auf das Fallbeispiel Entlebuch konzentriert, dürften Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Projekt resultieren, die für das Management von Moorlandschaften europaweit von Bedeutung sein können. Insbesondere soll nach Möglichkeiten geforscht werden, wie Moorlandschaften über alte und neue Nutzungsformen erhalten und für die Gesellschaft fruchtbar gemacht werden können.
Die Schweizer Koordination im Rahmen von COST A27 wird durch das Geografischen Institut (Gruppe Siedlungsgeographie und Landschaftsgeschichte) der Universität Bern wahrgenommen. Weitere Projekte werden durch das Historische Institut der Universität Bern (WSU-HIST), die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) durchgeführt.